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Prozess wegen Totschlag Prozess wegen Totschlags im Salus-Fachklinikum Bernburg: 21-jährige Angeklagte schweigt weiter

Von Carsten Roloff 09.03.2019, 14:55
Verwaltungsgebäude des Fachklinikums der Salus GmbH in Bernburg (Salzlandkreis)
Verwaltungsgebäude des Fachklinikums der Salus GmbH in Bernburg (Salzlandkreis) dpa-Zentralbild

Bernburg - In Fußfesseln und Handschellen verfolgte die Angeklagte den zweiten Verhandlungstag vor dem Landgericht in Magdeburg. Zu den gegen sie erhobenen Vorwürfen schwieg die 21-jährige gebürtige Brandenburgerin, die sich wegen Totschlags verantworten muss, weiterhin.

Sie soll am 14. August gegen 20 Uhr in der Aufnahmestation der Salus-Klinik ihre zu diesem Zeitpunkt 91 Jahre alte Zimmermitbewohnerin gewürgt haben. Die Seniorin erlitt bei der Attacke einen Bruch des Zungenbeins und des Schildknorpels. Sie erlag vier Tage später ihren schweren Verletzungen (MZ berichtete).

Vier Krankenschwestern sagten vor Gericht aus

Am Prozesstag am Freitag schilderten vier Krankenschwestern den verhängnisvollen Augustabend aus ihrer Sicht und beschrieben übereinstimmend das von einer zur anderen Sekunde wechselnde Verhaltensbild der Angeklagten, die schon häufiger als Patientin behandelt worden ist.

„Sie war zuckersüß. Man konnte sich mit ihr sogar nett unterhalten. Aber sie konnte aus einem nichtigen Grund in der nächsten Sekunde richtig aggressiv werden“, sagte eine 55-jährige Zeugin aus. Diese Aggressivität äußerte sich sowohl in lautstarken Beschimpfungen als auch in körperlichen Attacken gegen andere Patienten, aber auch gegen das Personal.

Angeklagte habe Pfleger in den Schwitzkasten genommen

So habe sie einen Pfleger auch schon einmal in den Schwitzkasten genommen, sagte eine 30-jährige Krankenschwester der Salus-Klinik, die an diesem Abend im Sommer ebenfalls Dienst hatte.

Und so hat sich das Geschehen nach Aussagen des Personals am 14. August 2018 zugetragen: Die 91-jährige Seniorin kam am Nachmittag in die Aufnahmestation. Die Krankenschwester fragte, ob die Angeklagte etwas dagegen habe, wenn die ältere Dame in ihr Zimmer kommt. „Sie war sofort einverstanden, freute sich über die Gesellschaft“, so die Zeugin.

Nach dem Würge-Angriff schlug die Angeklagte eine Krankenschwester

Doch gegen 20 Uhr beichtete die Täterin die Würge-Attacke, kam daraufhin ins Isolationszimmer. Auf dem Flur kam es noch zu einem weiteren Zwischenfall. Die Angeklagte schlug mit den Fäusten nach einer Krankenschwester. Mehrere Leute mussten die tobende Frau, die dem Personal mit dem Tod drohte, zu Boden drücken und anschließend fixieren.

Trotz des bekannten Verhaltensbildes der jungen Patientin habe das Pflegepersonal nach eigener Aussage mit dem tödlichen Angriff auf die Rentnerin nicht gerechnet. „Das kam völlig überraschend und war in der Form nicht vorhersehbar“, so eine weitere Angestellte der Salus-Klinik. Die Gerichtsverhandlung wird am 12. März im Landgericht Magdeburg fortgesetzt. (mz)