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Kahlschlag in Gerlebogk Kahlschlag in Gerlebogk: Bäume in der Lindenstraße werden gefällt

Von frauke holz 06.08.2014, 17:45
Meta Woudenberg ist fassungslos über die Fällungen in ihrem Wohnort.
Meta Woudenberg ist fassungslos über die Fällungen in ihrem Wohnort. ENGELBERT PÜLICHER Lizenz

gerlebogk/MZ - Innerhalb von anderthalb Tagen waren sie einfach weg: 31 Lindenbäume sind in der Zeit von Dienstag bis Mittwochmittag in Gerlebogk den Kettensägen zum Opfer gefallen - und es wären sicherlich noch mehr geworden, wären Stefanie Jäger und Meta Woudenberg nicht eingeschritten. Die beiden Frauen hatten unabhängig voneinander das Umweltamt des Salzlandkreises über das Vorgehen informiert und auf diese Weise einen vorübergehenden Stopp der Fällungen erreicht.

Die 28-jährige Stefanie Jäger hatte sich gar mit vollem Körpereinsatz für den Erhalt der Linden vor ihrem Elternhaus eingesetzt. Als sie sich zum Schutz vor einen der Bäume stellte, hätten die Arbeiter eine Pause gemacht, berichtet sie. In dieser Zeit habe sie das Umweltamt angerufen. „Hätte ich das nicht getan, wären jetzt wohl alle Bäume weg“, ist sie sich sicher.

Ungeachtet dessen ist der Verlust schon jetzt immens. „Das ist einfach nur schrecklich traurig“, sagt Meta Woudenberg, „was ist eine Lindenstraße ohne Linden?“ Einzig die Baustümpfe zeugen noch von der einst prächtigen Allee, die sich als Hauptstraße quer durch den Ort zieht. Links und rechts davon türmt sich nun das Astwerk von 31 Bäumen. Von den Stämmen ist allerdings nichts mehr zu sehen. Diese seien für gerade einmal sieben Euro pro Stück unter das Volk gebracht worden, ist zu erfahren. Angeblich seien die Baumkronen von einem Pilz befallen gewesen. Auch ist im Ort die Rede von Neupflanzungen, die demnächst erfolgen sollen.

Von offizieller Seite war dazu gestern nichts zu erfahren. Selbst Ortsbürgermeisterin Ines Renner (Wahlgemeinschaft 99), die im Ordnungsamt der Stadt Könnern arbeitet, wollte sich dazu nicht äußern. Sie habe zwar von den Fällungen gewusst, aber den Fall nicht bearbeitet und der zuständige Kollege sei im Urlaub. Unbeantwortet ließ sie auch die Frage, warum die Anwohner nicht im Vorfeld darüber informiert worden sind. „Es hätten ja durchaus auch Autos in den Parklücken stehen können“, gibt Stefanie Jäger zu bedenken.

Auch Ortschaftsratsmitglied Laurens Woudenberg (CDU) versteht dieses Vorgehen nicht: „Ich halte es für eine Fehleinschätzung, die Einwohner nicht zu informieren. Es geht hier nicht um einen vereinzelten Baum, sondern um einen ziemlichen Eingriff in das Aussehen.“ Darunter leide das gesamte Ortsbild - und nicht nur die Lindenstraße, die ihrem Namen nun nicht mehr gerecht wird.

Stefanie Jäger konnte mit ihrem Anruf Schlimmeres verhindern.
Stefanie Jäger konnte mit ihrem Anruf Schlimmeres verhindern.
engelbert pülicher Lizenz