1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Aschersleben
  6. >
  7. Warnstreik in Aschersleben und Nachterstedt: Warnstreik in Aschersleben und Nachterstedt: Mitarbeiter von Schiess und Novelis legen Arbeit nieder

Warnstreik in Aschersleben und Nachterstedt Warnstreik in Aschersleben und Nachterstedt: Mitarbeiter von Schiess und Novelis legen Arbeit nieder

Von Anne Schneemelcher 03.02.2015, 15:10
Mit Trillerpfeifen, roten Warnwesten und Fahnen verliehen die Mitarbeiter bei Schiess am Dienstag ihrem Unmut Ausdruck. Für insgesamt zwei Stunden legten die Beschäftigten des Aschersleber Unternehmens die Arbeit nieder.
Mit Trillerpfeifen, roten Warnwesten und Fahnen verliehen die Mitarbeiter bei Schiess am Dienstag ihrem Unmut Ausdruck. Für insgesamt zwei Stunden legten die Beschäftigten des Aschersleber Unternehmens die Arbeit nieder. A. Schneemelcher Lizenz

Aschersleben/Nachterstedt - Von 13 bis 15 Uhr standen die Maschinen am Dienstag still bei Novelis und Schiess. Die IG Metall hatte zum Warnstreik aufgerufen und mehr als 400 Beschäftigte aus der Metallindustrie in Nachterstedt und Aschersleben sind dem Aufruf gefolgt.

5,5 Prozent mehr Lohn, Neuregelung der Altersteilzeit und Anspruch auf berufliche Weiterbildung sind die Forderungen der IG Metall an die Arbeitgeber. Weil die in der vergangenen Verhandlungsrunde Ende Januar nur bedingt auf die Forderungen eingingen, wurde gestreikt. Lediglich 2,2 Prozent mehr Lohn bieten die Arbeitgeber. „Das Angebot ist eine Frechheit“, sagte Axel Weber von der IG Metall zu den etwa 350 Mitarbeitern von Novelis, die er im Nachterstedter Lokal „Zum Schwan“ über die aktuellen Tarifverhandlungen informierte. Insgesamt arbeiten hier etwa 1 100 Menschen im Vier-Schicht-System. Manch einer aus der Nachtschicht saß mit im Saal. Weil aber zurzeit auch Schulferien sind und viele frei haben, konnten nicht alle dem Aufruf zum Streik folgen. Das gleiche gilt für die Mitarbeiter von Schiess.

Die IG Metall fordert 5,5 Prozent mehr Lohn für Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie rückwirkend ab Januar 2015. Die Arbeitgeber ließen sich in der zweiten Verhandlungsrunde Ende Januar auf 2,2 Prozent ab März ein.

Vier Prozent aller Beschäftigten soll eine Altersteilzeit zugesichert werden. Die Arbeitgeber lassen sich auf zwei Prozent ein.

Die dritte Forderung betrifft die Freistellung für die berufliche Weiterbildung. Das wird von den Arbeitgebern abgelehnt und und soll von ihnen wie gehabt selbst bestimmt werden.

Warnstreiks werden häufig als Druckmittel während laufenden Tarifverhandlungen eingesetzt. Sie sind im Grundgesetz gewährleistet und können ohne Urabstimmung durchgeführt werden. 

Nico Edler vom Betriebsrat Novelis hat den Warnstreik mit vorbereitet. Seit 4.45 Uhr wurden Flyer mit dem Aufruf an die Mitarbeiter des weltweit größtem Aluminium-Recyclingwerks verteilt. 13 Uhr wurde demonstriert, dann ging es mit Bussen zum Saal des Nachterstedter Lokales.

Ähnlich verlief der Warnstreik beim Aschersleber Maschinenbauer Schiess. Insgesamt legten hier 80  von 350 Mitarbeitern des Unternehmens die Arbeit nieder. „Jeder der heute morgen durch das Tor kam, wusste bescheid“, sagte Frank Seifert, Vorsitzender des Betriebsrates. Der Warnstreik solle ein Zeichen setzen und den Arbeitgebern klar machen, dass sie ein besseres Angebot abgeben sollen in der nächsten Verhandlungsrunde.

„Es geht nicht nur um Geld“, sagte ein Schiess-Mitarbeiter, der seinen Namen nicht nennen wollte. „Mit Mitte 55 mache ich mir Gedanken“, sagte er. Altersteilzeit und berufliche Weiterbildung, um zukünftig als qualifizierter Mitarbeiter in den Unternehmen wirken zu können sei wichtig. Man habe sonst wenig Chancen, dem Arbeitsmarkt gerecht zuwerden. Seit neun Jahren ist er in der Fertigung tätig. Sein Kollege Uwe Schmidt sieht das ähnlich. Mit roter IG Metall-Warnweste war er dem Aufruf zum Streik gefolgt. „Gute Arbeit muss auch gut bezahlt werden“, sagte der Zerspaner. Wie es weiter geht, weiß keiner. Die Mitarbeiter hoffen auf Einigung zwischen Gewerkschaft und Arbeitgebern.

Die Geschäftsleitung von Schiess selbst war für ein Statement zum Streik nicht bereit. Novelis konnte am Nachmittag nicht erreicht werden.

Im Februar gehen die Tarifverhandlungen für Sachsen-Anhalt in die nächste Runde. Dann wollen sich die Metallbauer von Novelis und Schiess zusammentun und gemeinsam für ihre Forderungen Zeichen setzen. Das habe Tradition, so Seifert.