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Von Europa nach Brasilien und zurück

Von INGEBURG POCKLITZ 24.10.2008, 14:46

ASCHERSLEBEN/MZ. - Nach dieser Einleitung durch Bettina Winkler durfte man gespannt sein auf die "Stunde der Musik", aber schon vorher hatte man allen Grund, sich zu wundern und zu freuen. Der Raum war übervoll, zusätzliche Stühle mussten herangeschafft werden, und etliche junge Gesichter waren unter den Zuhörern. Da dies leider keine Normalität bei der traditionsreichen Ascherslebener Konzertreihe ist, musste es also eine besondere Bewandtnis mit dem Interpreten des Abends haben. Der Pianist Antonio Carlos Nigro wurde in Brasilien geboren und studierte dort das Fach Klavier. 1998 legte er an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg die Aufnahmeprüfung für den Diplomstudiengang "Musikerziehung Klavier" ab und lebt seitdem in Deutschland. Inzwischen als selbstständiger Künstler in Leipzig zu Hause, machte er in den vergangenen Jahren durch zahlreiche Konzerte von sich reden und gewann eine ansehnliche Fangemeinde. Durch seine begeisterten Anhänger auf das pianistische Können des Brasilianers aufmerksam gemacht, lud Bettina Winkler ihn im Namen des Kulturkreises ins Bestehornhaus ein.

Antonio Carlos Nigro nahm die Zuhörer mit auf eine musikalische Weltreise. Er begann das Konzert mit einem Werk des polnischen Komponisten Fryderyk Chopin, der in seinem kurzen Leben von nur 39 Jahren einen neuen romantisch-poetischen Klaviermusikstil geschaffen hatte. Seine Ballade g-Moll, op. 23 ist voller Dramatik, und Antonio Carlos Nigro konnte bei den Abstufungen von behutsam-zart über tänzerisch-beschwingt bis hin zu kraft- und temperamentvoll seine mitreißende Spielweise offenbaren.

Auch die anschließende Reihe völlig unterschiedlicher Preludes von Sergei Rachmaninoff zeigte das handwerkliche Können und die Einfühlsamkeit des Pianisten. Perlend leicht zu Beginn, ernst und nachdrücklich in der Fortsetzung, erzählend und schließlich rhythmisch und feurig am Ende war die Auswahl eine gute Einstimmung zur brasilianischen Klaviermusik im zweiten Teil. Hier gab der Künstler einige Erläuterungen zu den Werken und Komponisten. Er wies zum Beispiel darauf hin, dass Ernesto J. Nazareth ein Bewunderer Chopins war und dessen Einfluss in der Musik zu hören ist.

Aber unabhängig davon war sowohl bei Nazareth wie auch bei den drei anderen brasilianischen Komponisten Zequinha de Abreu, Antonio Carlos Jobim und Ary Barroso unüberhörbar, dass es dabei um Tänze mit südamerikanischem Feuer ging. Einige davon sind auch hier schon lange bekannt, wie zum Beispiel das "Tico-tico no Fuba" von de Abreu oder das berühmte "Aquarela do Brasil" von Ary Barroso, das auch Luciano Pavarotti gesungen hat.

Begeisterter Beifall und herzliche Umarmungen zeigten am Ende des Konzertabends, dass Antonio Carlos Nigro seine mitgereisten Fans nicht enttäuscht und mit großer Wahrscheinlichkeit eine ganze Reihe neuer Bewunderer in Aschersleben gefunden hat. Bleibt zu hoffen, dass die hiesigen Musikfreunde nicht zu lange auf ein erneutes Gastspiel des sympathischen Brasilianers warten müssen.