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Salzlandkreis Salzlandkreis: Unwetter verwüstet das Eigenheim am Hochzeitstag

Von SUSANNE THON 12.09.2011, 18:44

MEHRINGEN/MZ. - "Nichts ist, wie es war." Heike Opel aus Mehringen kämpft mit den Tränen. "Ich hatte mal eine Küche und ein Esszimmer, einen Hof und einen hübschen Garten." Jetzt stehen sie und ihr Mann Bernd - einen Tag nach ihrem 24. Hochzeitstag - vor den Trümmern ihrer Existenz. Die sintflutartigen Regenfälle am Sonntagabend haben auf den Äckern gegenüber des kleinen Einfamilienhauses und hinter den Wohnblöcken in der Drohndorfer Straße eine Schlammlawine losgetreten. Die braune Brühe schoss in die Keller, überflutete Garagen, breitete sich über die Fahrbahn aus und traf Grundstück und Haus der Opels mit voller Wucht.

"Was im Weg stand, wurde von der Moräne mitgerissen", sagt Bernd Opel. Erst am Montag wurde das ganze Ausmaß der Schäden deutlich. Der Zaun - aus der Verankerung gerissen. Pflanzen - entwuzelt. Türen - zerborsten. Wasser und Schlamm standen 1,20 Meter im Haus. "Wir haben bis in die Nacht gekämpft", erzählt Heike Opel, "mit Notstromaggregat und Kärcher." Nichts half. Zwei Räume sind unbewohnbar, "vor einem halben Jahr haben wir erst renoviert". Der Hof gleicht einer Müllhalde. Der Matsch hat alles begraben, das Wasser alles fortgespült. "Es sieht aus wie nach dem Krieg", sagt die Mehringerin. Nicht nur auf ihrem Grundstück.

Zentimeterdick überzieht der Schlamm die Siedlung am Ortsausgang, die Straße, die Parkplätze hinter den Mehrfamilienhäusern gegenüber. "Zum Teil bis zu einem halben Meter", so Albrecht Schneidewind. Für den Ortsbürgermeister steht fest: "Die Leute können nicht allein gelassen werden." Um "erste Hilfe" zu leisten sei der halbe Ort auf den Beinen, Helfer mit Schaufeln und Schubkarren, die Landwirte mit schwerem Gerät, um die Straße zu beräumen und abzupumpen. Schützenhilfe für die Kameraden der freiwilligen Feuerwehr. Die Keller - sie stehen bis unter der Decke unter Wasser. Erst am Vormittag wurde begonnen abzupumpen. Zu spät, findet Ralf Kiehne, Hausverwalter der Drohndorfer Straße 19 und 20. "Die Heizung ist kaputt, die Mieter haben kein Warmwasser und keinen Strom", verdeutlicht er das Ausmaß der Misere. Und die Anschlüsse sind dort, wo niemand hin- kommt - im Keller. Frust macht sich breit, bei ihm, bei den Mietern, bei Opels und überhaupt. Harsche Kritik üben die Mehringer an der Stadt und am Oberbürgermeister Andreas Michelmann. "Ist das alles nicht so schlimm?", fragen sie - bis zum Hals im Dreck stehend - entsetzt. Denn mit der Aussage, dass es die Mehringer gar nicht so schlimm getroffen hätte, habe man sie angeblich abgespeist und die Feuerwehr zu später Stunde vom Einsatzort abgezogen. Das aber dementierte das Stadtoberhaupt auf Nachfrage der MZ energisch.