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Salzlandkreis Salzlandkreis: Knorrige Bäume und leuchtende Weizenähren

Von REGINE LOTZMANN 17.09.2010, 15:51

GATERSLEBEN/MZ. - "Die sind alle in Sachsen-Anhalt entstanden", zeigt Max Baumann auf die lichtdurchfluteten Fotos, die gemeinsam mit Werken von Roswitha Bühler, Martin Straka und Anna-Elisabeth Weihe einen inspirierenden Rahmen bildeten für das Gaterslebener Gespräch, das am Donnerstagabend im Gaterslebener Leibniz-Institut eröffnet wurde.

"In diesem Jahr haben wir ausdrücklich Künstler der Region, aus Sachsen-Anhalt eingeladen", erklärte Prof. Anna Wobus, die gemeinsam mit ihrem Mann Ulrich Wobus und unter Mithilfe von Roland Schnee und Katrin Menzel nicht nur namhafte Fachreferenten für die wissenschaftlichen Gespräche nach Gatersleben holte, sondern eben auch Maler, Schriftsteller, Fotografen und Keramikerinnen. Denn die Kunstausstellung und die abendlichen Lesungen - sowie die von der Gesellschaft zur Förderung der Kultur in Gatersleben eingeladenen Musiker - gehören einfach zum Gaterslebener Gespräch dazu.

Und so zeigte der 1970 in Halle geborene und in Warnstedt aufgewachsene Martin Straka, der zu Studienaufenthalten schon in Nordfrankreich, London und Florenz weilte, in warmen Erdfarben gehaltene Malerei. "Seine Arbeiten haben sich entwickelt", schwärmt Anna Wobus, "von sehr kleinen Formen zu ganz großen Bildformaten." Der Maler, der in Quedlinburg eine Ateliergemeinschaft gründete, dort das Bahnhofsprojekt "ArealB" mit erschuf, als archäologischer Zeichner in Groß-Orden und als Projektleiter im Studiokino "Eisenstein" tätig war, habe zunächst mit Fruchthülsen gearbeitet. Aus denen entwickelten sich Kokons, ganze Insektenwelten und am Ende Labyrinthe.

Pflanzen und Tiere sind auch auf den Keramiken von Anna-Elisabeth Weihe zu entdecken. In den erst im vergangenen Jahr eingeweihten Glasvitrinen stehen Gefäße mit Kranichen und knorrigen Bäumen. Die 1955 in Halberstadt geborene Künstlerin, die auf der Burg Giebichenstein angewandte Plastik und Keramik studierte, sei, so die Organisatorin, vielen bekannt. "Aus ihren Teeservices wird in Gatersleben Tee getrunken und ihre Leuchter schmücken hier einige Wohnungen." Öffentliche Arbeiten der Halberstädterin stehen in Meisdorf, Halberstadt und Magdeburg. Denn Keramik sei Kunst, aber auch Gebrauchsgegenstand. "Und in der Tat kann man sich in ihre Keramik verlieben."

Begeistert zeigt sich Prof. Anna Wobus auch von den Arbeiten von Roswitha Bühler. "Hier sind edle Formen reduziert auf das Wesentliche - verbunden mit fantasievollen Illustrationen." Bühler ist freischaffende Bildhauerin und Keramikerin in Jerichow. Sie kann auf eine Ausbildung als Keramikmalerin, ein Abendstudium an der Kunsthochschule Berlin und ein Bildhauerstudium in Dresden verweisen.

Mit zahlreichen Stipendien - unter anderem das Moskaustipendiat des Berliner Senats - kann der 1961 in Meißen geborene Fotograf Max Baumann punkten. Aber auch mit seinen in diesen Projekten entstandenen Fotografien. Baumann arbeitete als Maurer, Imkergehilfe, Straßenbauer und Fotolaborant, bevor er ein Studium der Fotografie absolvierte und seither freischaffend in Schortewitz ist. Die Lichtinstallationen, die an in Glasbausteine eingelassene Fotos erinnern, gefallen auch Prof. Andreas Graner. "Die Fotos sind technisch sehr beeindruckend, von den Farben und der Schärfe her, das ist ungewöhnlich", findet der Geschäftsführende Direktor des IPK, der auch die Gemälde und die Keramiken als überaus inspirierend und interessant empfindet, und vertieft sich mit dem Fotografen in ein fachliches Gespräch. Die Bilder - entstanden am Feldrain, da, wo Acker und Natur ineinander übergehen - seien, so Baumann, direkt vom Dia auf eine spezielle Platte vergrößert worden. "Zudem habe ich nur einen kleinen Bereich scharf gestellt, dadurch entsteht diese Räumlichkeit", beschreibt der Künstler und meint: "So kann ich genau die Details rüberbringen, die mich faszinieren."

Die Ausstellung im Kommunikationszentrum des IPK ist von 7 bis 16 Uhr bis donnerstags komplett zu sehen. Die Keramiken bleiben bis zum darauffolgenden Montag.