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Protest gegen "Agrarpaket" Protest gegen "Agrarpaket" der Bundesregierung: Bauern aus Klein Schierstedt und Giersleben fahren nach Berlin

Von Katrin Wurm 26.11.2019, 13:56
Protestaktion Ende Oktober: Traktoren blockieren Straßen in Aschersleben.
Protestaktion Ende Oktober: Traktoren blockieren Straßen in Aschersleben. Gehrmann 

Aschersleben - Mehrere Tausend Landwirte wollen am Dienstag vor dem Brandenburger Tor in Berlin gegen die aktuelle Agrarpolitik demonstrieren - und viele werden mit ihren Traktoren anreisen.

Auch Landwirte aus den Ascherslebener Ortsteilen schließen sich dem Protest an, drei Landwirte fahren mit ihren Traktoren, sechs reisen mit dem Auto oder mit der Bahn nach Berlin, sagt Frank Herrmann.

Der Landwirt aus Klein Schierstedt engagiert sich ebenfalls in der Protestgruppe. „Es geht nicht darum, Straßen zu blockieren. Wir wollen uns einfach Gehör verschaffen“, sagt Herrmann.

„Wir leben mit und von der Natur und uns liegt es nicht nah, diese zu zerstören”

Mit der Großdemonstration am Brandenburger Tor wollen die Bauern gegen das geplante Agrarpaket protestieren, mit dem die Bundesregierung unter anderem den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln stark einschränken will. „Wir leben mit und von der Natur und uns liegt es nicht nah, diese zu zerstören. Doch als Landwirt wird man oft als Buhmann der Nation hingestellt“, sagt Frank Herrmann.

Umweltverbände, wie zum Beispiel der BUND Sachsen-Anhalt, fordern indes ein noch schärferes Düngerecht und das Verbot von Glyphosat. Julia Wendenkampf vom BUND erläutert: „Die ökologische Landwirtschaft ist eine bedeutende Alternative zur industriellen Landwirtschaft. Mit ihren naturschonenden Produktionsmethoden wird sie dem Natur- und Umweltschutz gerecht. Sie wirkt sich nachhaltig auf das Wasser, den Boden und das Klima aus.“

Umweltverbände wie der BUND Sachsen-Anhalt fordern ein noch schärferes Düngerecht

Für Landwirt Herrmann Heukamp aus Giersleben/Strummendorf ist diese Forderung Unsinn, denn „uns ist der Umweltschutz seit jeher wichtig. Umwelt und Natur stellen unsere Lebensgrundlage dar.“ Auch Heukamp fährt nach Berlin - und zwar mit dem Traktor. „Ich denke, das wird so etwa fünf Stunden dauern, vielleicht auch länger, wenn wir im Konvoi fahren“, sagt er. Sammelpunkt für Landwirte aus der Region ist Langenweddingen.

Die Bauern sehen durch die aktuellen politischen Entwicklungen rund um das Agrarpaket die Agrarbetriebe und die regionale Lebensmittelproduktion in Deutschland gefährdet, betont Landwirt Hermann Heukamp.

Den Landwirten geht es aber auch um das Mitspracherecht bei der Entwicklung der Gesetze. „Wir werden nicht gefragt und was wir uns vorstellen, wird nicht berücksichtigt“, sagt Herrmann. Das sei auch der Tenor bei der jüngsten Zusammenkunft des Landesbauernverbandstags in Staßfurt gewesen.

Dort sprach Olaf Feuerborn, Präsident des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt, von einer „mental sehr aufgewühlten Situation. Essen aus Deutschland ist weltweit beliebt, nur unsere eigene Gesellschaft schätzt das nicht“, sagte er in Staßfurt.

„Essen aus Deutschland ist weltweit beliebt, nur unsere eigene Gesellschaft schätzt das nicht“, kritisiert Olaf Feuerborn

Aufgerufen zu der Demonstration und der Sternfahrt nach Berlin hat die Initiative „Land schafft Verbindung“. Bereits im Oktober hatten bundesweit Tausende Bauern gegen das Agrarpaket demonstriert. Die Initiative spricht von negativer Stimmungsmache gegen landwirtschaftliche Betriebe. In einer Pressemitteilung erklären sie, der Bauer von heute sei zum „Buhmann der Nation“ geworden. In Magdeburg nahmen bei der Protestaktion Ende Oktober viele Landwirte mit ihren Traktoren teil. Auch in Aschersleben fand eine Protestaktion statt. Bauern blockierten vor Wochen mit ihren Traktoren und anderen Landmaschinen weite Teile der Ascherslebener Innenstadt. „Wir wollen hier vor Ort ein Zeichen setzen“, sagte dazu Michael Schneidewind, Landwirt aus Mehringen.

Bauern wollen Zeichen setzen

Doch seitdem sei nicht viel passiert, ärgern sich Frank Herrmann und Hermann Heukamp. „Deshalb dürfen wir jetzt nicht aufgeben. Berlin ist die nächste Station und da wollen wir zeigen, dass wir viele sind und endlich gehört werden wollen“, so Herrmann.

(mz)