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Für den einstigen Kumpelort ein besonderer Ostersonntag

Von PETER ROSENHAHN 20.03.2009, 15:47

NACHTERSTEDT/MZ. - Doch zuvor war Renate Hampes 60. Geburtstag. Das war für Pfarrer Holger Holtz Anlass, namens des Gemeindekirchenrates sie für die MZ-Rose vorzuschlagen: weil sie sich zu jeder Zeit mit aller Kraft für die Kirchengemeinde einsetzt; für deren Belange stets ansprechbar ist; immer eine Freundlichkeit versprüht, die berührt. Das sind einige Gründe, die der Pfarrer für die MZ-Rosen-Ehrung nannte.

Doch vor allem: Weil sie sich enorm für die Restaurierung des Taufengels und die Sanierung des Kirchendaches eingesetzt hat. Damit habe sie zugleich viele motiviert, sich daran zu beteiligen.

Das mit dem Taufengel - wahrscheinlich aus der alten Kirche des früheren Bergarbeiterdorfes stammend - kam so: Im Mai 2007 wurde das 50-jährige Jubiläum der heutigen, neueren Kirche gefeiert. In Vorbereitung dieser Festlichkeit wurde all das aus Ecken und Winkeln zusammengetragen, was zu einer dem Anlass entsprechenden Ausstellung dienen konnte. Dabei wurde, sorgsam verpackt, auch dieses aus Holz gefertigte Kunstwerk - der Taufengel - entdeckt.

Sehr von ihm angetan war auch der evangelische Landesbischof Axel Noack, Gast des Kirchenjubiläums: "Ein Kleinod", befand er. Außerdem: Die Restaurierung sei eine dankbare Aufgabe. So orientiert, lotete Renate Hampe Möglichkeiten hierfür aus, stellte Anträge für Fördergelder, verfasste einen Spendenaufruf, initiierte die Anfertigung eines Puzzles in Form des Engels, von dem Segmente gekauft werden konnten, um so finanziell zur Restaurierung beizutragen.

Die Osterwiecker Künstlerin Anja Stadler nahm sich dann der Sache an und gab dem Engel seine einstige Ausstrahlung und Schönheit wieder. Von Fachleuten wird übrigens vage angenommen, dass er zwischen dem 9. und 13. Jahrhundert entstanden sein könnte.

Ebenso engagiert setzte sich Renate Hampe für die Erneuerung des Kirchendaches ein. Sowohl hier wie da: Sie regte vor allem auch in ihrem Wohnort Überlegungen an, sich einzubringen bei diesen für Nachterstedt insgesamt bedeutsamen Vorhaben.

Die in Hedersleben Geborene wohnt seit 1978 im früheren Bergarbeiterort. Das hatte mit der Anstellung ihres Mannes als Schornsteinfegermeister im dortigen Kehrbezirk zu tun. Nach ihrem Abitur in Halberstadt und Lehre zur Molkereifacharbeiterin, studierte sie in Halberstadt an einer Fachschule und schloss als Ingenieur für Milchwirtschaft ab. Die Molkerei Aschersleben sowie das Gaterslebener Isotopenlabor waren weitere Berufsstationen der verheirateten Mutter zweier Söhne.

Im Elternhaus religiös erzogen, ist sie im Nachterstedter Gemeindekirchenrat seit Ende der 70er Jahre. Den Vorsitz dieses Gremiums hat sie seit 2005 inne. Als sie vor zwei Jahren Trompete spielen lernte, hatte auch das mit einer Problematik der Kirchengemeinde zu tun: fehlten doch solche, die das können. Mittlerweile spielt sie im Posaunenchor. Das könnte auch bei der musikalischen Untermalung des diesjährigen Osterfestes gut ankommen.

Ist dieses Fest nun für Gläubige ein ganz besonderes - so in der sich zur Stadt Seeland zusammenfindenden Region diesmal für jedermann. Denn wenn dann die Nachterstedter Kirchenglocken über Feld, See und Flur erklingen, ist es nicht nur Ostergeläut schlechthin, sondern weithin akustische Botschaft für einen Gottesdienst mit restauriertem Taufengel unter neuem Kirchendach. So, wie sich das Renate Hampe wünschte.