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Fotografie im Harzmuseum Wernigerode Fotografie im Harzmuseum Wernigerode: Die wahre Pracht des Unscheinbaren

Von Rita Kunze 11.02.2004, 15:50

Wernigerode/MZ. - Moderne nun wieder auf den Platz rücken, der ihm gebührt.

So sieht es auch Karin Steins, die in Frankfurt am Main Baurs Nachlass verwaltet - Tausende von Fotoplatten, die der gebürtige Günzburger 1953 bei seiner Flucht aus dem Osten nach Bayern brachte. Porträts, Landschaftsaufnahmen, Architektur- und Sachfotografien, deren Raffinesse und Eleganz deutlich machen, worauf es dem Fotografen ankam: die Ästhetik der reinen Form im Spiel von Licht und Schatten. Ein mehr als 100 Arbeiten umfassender Querschnitt davon ist bis zum 12. April in Wernigerode zu sehen, wo Baur 1928 sein erstes Fotostudio eingerichtet hatte. Sechs Jahre lang arbeitete er in der Stadt, hielt sie im Bild fest, wie er sie sah.

Der Autodidakt ging stets eigene Wege, entdeckte den Reiz im Detail und gab auch unscheinbaren Dingen den Wert, fotografiert zu werden. Baur wollte sich dabei selbst stets als "Lichtbildner" verstanden wissen. Es ging ihm keineswegs um das bloße Abbilden eines Objekts. Den hohen künstlerischen Anspruch seiner Arbeiten wusste auch die renommierte Gesellschaft Deutscher Lichtbildner zu schätzen, die ihn 1930 in ihre Reihen aufnahm. Doch auch andere wollten von Baurs Talent profitieren: Das Architekturbüro Albert Speers erteilte ihm 1936 Aufträge während der Olympiade - und Baur hielt die gigantomanischen Bauwerke fest. Ebenso Hitlers Autobahnen. Den Fotografen interessierte das Motiv an sich; er entzog sich weitestgehend der Politik, versteckte sich, um 1944 nicht in die Wehrmacht eingezogen zu werden. Die Fotografie als Kunst, das war sein Metier, in dem er sich an die Neue Sachlichkeit und die Bauhaustradition anlehnte. Blumen als architektonische Gebilde, die bayrischen Berge als eine Komposition aus Kurven und Geraden - wer Baurs Fotografien betrachtet, entdeckt die Schönheit der Geometrie.

Der leidenschaftliche Licht-Künstler vermochte stets mehr zu sehen als viele andere. Auch deshalb sind seine Arbeiten so bemerkenswert. Aber, so Karin Steins: "Sie haben leider nicht den Stellenwert, den sie haben müssten." Denn Baurs sensible Betrachtungen der Realität fielen der Emotionalität zum Opfer, mit der er gearbeitet hat. Steins: "Er kehrte 1953 frustriert nach Aschau zurück. Dort hat er nicht mehr an seine Erfolge aus früheren Jahren anknüpfen können." Umso spannender ist die Rückkehr zu den Anfängen, die das Harzmuseum derzeit unternimmt.

"Max Baur - Fotografien 1925 - 1960", Harzmuseum Wernigerode, bis 12. April montags bis samstags von 10 bis 17 Uhr