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Ehemalige Wäscherei in Thale Ehemalige Wäscherei in Thale: Altöl-Dunst statt aprilfrisch

Von Hendrik Kranert 29.11.2002, 18:10

Thale/MZ. - Das ist seit über zehn Jahren Geschichte. Doch merkwürdig riecht es bei Hartmanns immer noch. "Nach Altöl", hat Karsten Dreiling festgestellt. Der Reviereinsatzdienstleiter der Thalenser Polizei kennt jetzt auch den Grund dafür. Als die Blätter von den Bäumen waren, konnten die Polizisten einen Blick auf einen riesigen Müllberg im angrenzenden Grundstück werfen. Doch die Überreste von Kühlschränken, Waschmaschinen und Motorrädern waren nur der Prolog einer Geschichte, die sich zu einem kleinen Giftmüll-Skandal entwickeln sollte.

In deren Mittelpunkt ausgerechnet die Bundesfinanzverwaltung steht. Genauer: Das Magdeburger Bundesvermögensamt. Denen gehört die alte Wäscherei, wie ein Schild verrät, mit dem gleichzeitig nach einem Käufer für die Immobilie gesucht wird.

"Ich habe mich immer gewundert, warum keiner das schöne Backsteinhaus mit Balkon haben will", sagt Dreiling. Nach einem Ortstermin wundert er sich nicht mehr.

Denn neben dem zahlreichen Grobmüll, den Unbekannte wohl schon vor einiger Zeit auf dem Gelände entsorgten, stapeln sich auch Kanister, deren Inhalt - Perchlorethylen - als Sondermüll zu deklarieren sein dürfte. "Leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe", doziert Markus Florschütz vom Umweltamt des Landkreises. Nur der Anfang dessen, was im einstigen Heizhaus der Wäscherei noch an bedenklichen Substanzen in Flaschen, Säcken und Röhrchen vor sich hin gammelt. Salz- und Aminosäure sind darunter, manche Reagenzien verraten sich allerdings nicht mehr anhand eines Schildes.

Die Ursache für den gerade in warmen Monaten penetranten Altölgeruch, "mitten in einem Wohngebiet" (Dreiling), ist auch schnell gefunden: Fässer und Eimer mit der schwarz-glänzenden Substanz lagern neben Asbestdichtmaterial und zerfasernder Mineralwolle. Vor dem Heizhaus stehen zudem drei Tanks, die nach Ansicht von Dreiling und dem Thalenser Ordnungsamtsleiter Volker Duda noch immer so genanntes Masut enthalten, einem zum Heizen verwendeten, zähflüssiger Rückstand der Erdöldestillation. Als im Juli 2000 ein Schrottverwerter versuchte, einen Tank zu zerlegen, geriet das Öl in Brand, der Mann wurde dabei schwer verletzt (die MZ berichtete). Dabei sei dem Mann vom Bundesvermögensamt gesagt worden, die Tanks seien leer, so Dreiling.

Für Umweltamtsmitarbeiter Florschütz steht fest, dass er gegen die Magdeburger Behörde ein Ordnungswidrigkeitenverfahren einleiten werde. "Wegen Verstoßes gegen das Chemikalienrecht und das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz", so Florschütz, der die Chemikalien und das Altöl als die gravierendsten Probleme auf dem Gelände bezeichnete. Von den Seifenresten in der Wäscherei selber sei hingegen wenig zu befürchten - anders als zu DDR-Zeiten, als so mancher Thalenser im Winter auf dem dicken Eispanzer ausglitt, der sich aus der Seifenlauge bildete: "Die lief immer kochend heiß die Straße herunter", erinnert sich Duda.

Eine Gefährdung der Öffentlichkeit schloss Duda heute derweil aus, das Tor zum Grundstück sei verschlossen. Dies war aber offenbar nicht immer der Fall.

Inzwischen ist es Karsten Dreiling zufolge auch gelungen, beim Bundesvermögensamt einen Ansprechpartner für das Problem zu finden: "Die Dame war ganz schockiert und will demnächst vor Ort kommen", so der Beamte. Sie habe erklärt, bei einem Besuch im Sommer hätte das Problem noch nicht bestanden. Die Frau wusste allerdings auch nicht, dass auf dem Grundstück ein Heizhaus steht.