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Aschersleben Aschersleben: Stadtpfeifer haben Nachwuchs-Sorgen

Von Kerstin Beier 06.10.2015, 16:56
Helena probiert mit Hilfe von Melissa Schade das Horn aus.
Helena probiert mit Hilfe von Melissa Schade das Horn aus. Frank Gehrmann Lizenz

aschersleben - „Schade“, so das Fazit von Silke Fritsch. Nach einem aufwendig vorbereiteten Tag der offenen Tür kann die Chefin der „Stadtpfeifer“ ihre Enttäuschung schwer verbergen. Denn nur eine Handvoll Leute sind gekommen, um ein Schnuppertraining mit den Musikanten zu erleben, die regelmäßig im Gymnasium proben.

Unter den Gästen war Sonja Obst, ihre sechsjährige Tochter Helena und deren Kumpel Bruno im Schlepptau. „Ich selbst bin total unmusikalisch“, gibt sie zu. Aber vielleicht finden die Kinder ja Gefallen daran, eines der Instrumente zu erlernen. Bruno jedenfalls scheint die Trommel zu faszinieren. Die Kinder dürfen alles anfassen und alles ausprobieren: von der Trommel über die Lyra bis hin zu Flöte, Horn und Becken.

Ein wenig älter müssen die Kinder aber noch werden, ehe sie wirklich ernsthaft mitmachen können bei den „Stadtpfeifern“. So sieben, acht Jahre alt sollten sie schon sein, erklärt Silke Fritsch.

Zwar gehören zur Formation momentan noch 52 Mitglieder, was sich zunächst gar nicht schlecht anhört. „Aber wir brauchen dringend auch Kinder und Jugendliche“, weiß die Chefin. Denn viele der Erwachsenen arbeiten in Schichten, „und unsere Auftritte brauchen den Mix aller Altersgruppen“, erklärt sie. Momentan sind es 15 Kinder und Jugendliche, die einen großen Teil ihrer Freizeit musizierend in den Reihen der „Stadtpfeifer“ verbringen. Auftritte des Spielmannszuges bereichern viele Veranstaltungen, darunter den Lichtereinkauf und die Karnevalsumzüge.

Mit der Sorge um den Nachwuchs stehen die Stadtpfeifer nicht allein. „Die Nachwuchsarbeit in den Vereinen ist ein generelles Problem, aber Traditionsvereine wie unserer haben es noch schwerer“, denkt Silke Fritsch, die schon als Zweitklässlerin dabei war. Seit sie 13 ist, arbeitet sie bereits als Übungsleiterin und weiß, dass es Zeit und Mühe kostet, die Instrumente zu erlernen. Natürlich gehören traditionelle Märsche nach wie vor zum Programm. „Wir peppen das aber auf mit modernen Stücken und Choreografien“, sagt sie. Derweil ist Carmen Deike mit ihrer Tochter Angelina da. Sie hofft, dass das Mädchen vielleicht einmal in ihre eigenen Fußstapfen tritt, denn Carmen Deike hat in jungen Jahren selbst die Flöte gespielt im damaligen Baukema-Spielmannszug, aus dem die Stadtpfeifer hervorgegangen sind. Sie ist überzeugt: Kinder brauchen einen Ausgleich zur Schule. Angelina jedenfalls traut sich, das Trommeln zumindest mal zu probieren.

Dass an diesem liebevoll vorbereiteten Nachmittag nur wenige Interessenten vorbeigeschaut haben, lag zumindest nicht an der Vorbereitung. Darauf und auf die Mühe ihrer Vereinsmitglieder ist Silke Fritsch stolz. Denn die haben eine kleine Ausstellung vorbereitet, haben die Instrumente erklärt , Kuchen gebacken und Kaffee gekocht. Flyer mit dem Schnupper-Angebot waren in allen Schulen und Horten verteilt worden. Aufhören wollen sie trotzdem nicht, um neue Mitstreiter zu werben. Bei den Proben sind „Neulinge“ jedenfalls gerne gesehen. (mz)

Proben für Anfänger sind mittwochs von 17 bis 18.30 Uhr und freitags von 18 bis 19.30 Uhr. Fortgeschrittene proben freitags von 19 bis 21 Uhr. Alle Proben im Haus I des Stephaneums.

Sarah (rechts) und Lea bei der Probe der Aschersleber Stadtpfeifer.
Sarah (rechts) und Lea bei der Probe der Aschersleber Stadtpfeifer.
gehrmann Lizenz