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Am Geburtstag hat alles begonnen

Von Thorsten Köhler 19.04.2006, 17:19

Cochstedt/MZ. - Im Jahr 1943 machte die damals 16-Jährige in der Hakelstadt Urlaub. Eine Arbeitskollegin hatte die gebürtige Hannoveranerin eingeladen. Und diese wohnte gegenüber. Bei "Tante Hedwig", der heutigen Gaststätte "Zum Hakel", hat es dann gefunkt. "Dort haben sich damals die Jugendlichen getroffen. Aber tanzen durften wir nicht, es war ja Krieg. Trotzdem wurde bei leiser Grammophonmusik das Tanzbein geschwungen", erinnert sich der heute 82-Jährige. An diesem Geburtstag war dann auch Waltraut dabei. "Es war Liebe auf den ersten Blick", gibt er unumwunden zu.

Fortan wechselten viele Briefe zwischen Cochstedt und Hannover. Man besuchte sich gegenseitig. Aber auch das war nicht so einfach. "Wir durften wegen des Krieges ja nur 100 Kilometer von zu Hause weg. So haben wir uns dann auf halbem Wege in Goslar getroffen", schildert Waltraut Wilke, die noch drei Geschwister hat.

Doch die Liebe half auch diese schwierige Klippe zu umschiffen. Ein Jahr nach der Verlobung wurde am 20. April 1946 dann geheiratet. Und die gelernte Schneiderin zog in den Hakel. Sie half den Schwiegereltern bei der Feldarbeit. Landmaschinenschlosser Kurt arbeitete zunächst bei Junkers, dann nach dem Krieg im Schacht - und das 32 Jahre lang.

Das Ehepaar hat zwei Söhne, die 58 und 55 Jahre alt sind. Beide sind verheiratet. Der ganze Stolz des diamantenen Paares sind die beiden Enkel.

Das bodenständige Paar blieb immer in Cochstedt. "Es war immer klar, dass wir hier bleiben", so die einhellige Meinung. Nur im Urlaub gönnten sie sich einige Reisen. Vor einigen Jahren ging es nach Dänemark. Es war Wilkes erste und bisher einzige Auslandsreise.

Das aktuelle Geschehen verfolgten die Wilkes aufmerksam. "Mir gefällt es nicht so, dass Cochstedt nur noch Ortsteil ist. Aber das geht den älteren Cochstedtern genauso. Außerdem müsste im Ort ein bisschen mehr gemacht werden", meint Kurt Wilke. "Er geht gern raus und ist unter Menschen. Doch bei dem schlechten Pflaster macht ihm das Schwierigkeiten", unterstreicht Schwiegertochter Karin Wilke.

Heute wird mit Freunden und Nachbarn gefeiert. Am Sonnabend kommt die Familie nach Cochstedt. Gefeiert wird natürlich im "Hakel" - dort, wo alles begann.