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Forschung Forschung: Lebensgefahr im Schlaf

Von Aliki Nassoufis 08.02.2008, 10:31

Berlin/Solingen/dpa. - Doch das ist nicht nur störend. «Es kann sogar gesundheitsgefährdend sein», erklärt Volker Schilling, Chefarzt des Vivantes-Klinikums Berlin-Neukölln für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie.

Schnarchen entsteht durch eine Blockade der Atemwege, wenn sich im Schlaf die Muskulatur entspannt und es zu flatternden Bewegungen des Gaumensegels und des Zäpfchens kommt. Bestimmte Faktoren begünstigen es. «Zu denen gehört nicht nur das Übergewicht, sondern auch spätes, üppiges Essen, durch das der Körper dann mit dem Nahrungsabbau zu tun hat», erläutert der HNO-Arzt.

Gefährlich ist eine sogenannte Schlafapnoe. Darunter leiden etwa zwei Prozent aller Schnarcher. «Bei einer solchen Apnoe kommt es zu einer Verengung der oberen Atemwege, durch die Atempausen entstehen, die zwischen wenigen Sekunden bis anderthalb Minuten dauern können», erklärt Winfried Randerath, Schlafmediziner aus Solingen.

Dabei erschlafft die Muskulatur, und die Zunge als großer Muskel fällt in den Rachen - sie verengt und blockiert ihn. «Dadurch kommt es zu einem Kollaps der Atemwege und nachfolgend einer Untersättigung des Blutes mit Sauerstoff», erklärt Schilling. Der Körper allerdings versetze den Betroffenen dann vom tiefen in leichteren Schlaf, indem er die Muskulatur anspannt.

Die Diagnose einer solchen Apnoe erfolgt für die Patienten im Schlaflabor. Doch bis das geschieht, sind sie zuvor meist wegen allgemeiner Symptome beim Arzt gewesen. «Oft sind die Betroffenen morgens müde, wie gerädert und zerschlagen, obwohl sie meinen, in der Nacht geschlafen zu haben», sagt Susanne Schwarting aus Kiel, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft Zahnärztliche Schlafmedizin.

«Durch die Tagesmüdigkeit entstehen auch lebensgefährliche Situationen im Alltag», sagt die Zahnärztin. Dazu gehöre beispielsweise der Sekundenschlaf beim Autofahren. Hinzu kommt, dass die Ausschüttung von Stresshormonen vor allem bei Patienten mit Atemaussetzern auch Herz und Kreislauf belastet.

Gegen das lästige, aber harmlose Schnarchen, aber auch die Apnoe gibt es laut Randerath zahlreiche Hilfsmittel - vom Schnarchöl bis zum Nasenspreizer. Diese Mittel werden meist ganz euphorisch angepriesen. «Wissenschaftlich erprobt und effektiv anzuwenden sind allerdings nur wenige Therapieformen», erklärt Schwarting.

Bei starker Apnoe etwa erfolgt die Standardtherapie mit einer Sauerstoffmaske, die wie ein umgekehrter Staubsauger funktioniert. «Durch eine kontinuierliche Überdruckbeatmung wird dabei verhindert, dass es zu einer Erschlaffung der Muskeln kommt», erklärt Randerath.

Eine Behandlungsmethode, die sich beim ungefährlichen Schnarchen und auch bei leicht- bis mittelgradiger Schlafapnoe anbietet, ist die sogenannte Unterkiefervorschubschiene, die wie eine kieferorthopädische Zahnspange aus Kunststoff aussieht. «Durch diese Schiene wird der Unterkiefer - und damit auch die Zunge - leicht nach vorne gezogen, wodurch verhindert wird, dass die Zunge den Atemweg im Schlaf blockiert», beschreibt die Zahnärztin. Daneben können gegen Schnarchen oder eine Apnoe auch chirurgische Eingriffe helfen - ein Erfolg ist aber längst nicht immer gegeben.