Auf der Suche nach der Mieze
Hamburg/Wetzlar/dpa. - Meist kommen sie nach ein paar Tagen wieder, manchmal aber auch gar nicht. Viele Katzenbesitzer plagt dann die Ungewissheit darüber, was mit ihren Lieblingen geschehen ist.
Wenn die Katze abgehauen ist, muss schnell gehandelt werden. Das ist einfach, wenn sich das entlaufende Tier zuvor ausschließlich im Haus oder in der Wohnung aufgehalten hat. Bei Katzen mit Freilauf ist es für Besitzer dagegen schwer, festzustellen, ob das Tier entlaufen ist oder nur eine Tour durch die Nachbarschaft unternimmt.
Angesichts des starken Verkehrs auf Deutschlands Straßen rät Wolfgang Poggendorf vom Hamburger Tierschutzverein Katzenhaltern ohnehin, sehr genau zu überlegen, ob sie ihre vierbeinigen Lieblinge frei herumlaufen lassen wollen. Hinzu komme, dass Katzen in ländlichen Gegenden häufig von Jägern abgeschossen werden. «Allerdings lassen sich Katzen, die Freilauf gewohnt sind, nicht einsperren», sagt Poggendorf - die Tiere leiden sonst.
Unabhängig davon ob freilaufend oder Wohnungskatze, empfiehlt Heidrun Betz, Biologin beim Deutschen Tierschutzbund in Bonn, die Tiere eindeutig kennzeichnen zu lassen: mit einem Mikrochip, der dem Tier unter die Haut gesetzt wird, oder durch eine Tätowierung. «Für das Tattoo braucht es aber eine Vollnarkose, so dass die Tätowierung am besten gleich mit der Kastrierung abgehandelt wird», sagt Betz.
Wolfgang Poggendorf zufolge kostet ein Mikrochip rund 40 Euro. Im Hamburger Tierheim Süderstraße werden alle Fundkatzen nach einem Chip untersucht. Das machen die rund 600 anderen Tierheime des Deutschen Tierschutzbundes ebefalls so, sagt Poggendorf. Außerdem werden die abgegebenen Tiere spätestens nach zwölf Stunden von einem Tierarzt untersucht, entwurmt und geimpft.
Dadurch entstehen dem Tierheim Kosten. Zehn Euro pro Tag stellt das Tierheim Süderstraße den Besitzern in Rechnung - wenn diese tatsächlich kommen, um ihre Katze abzuholen. Doch das ist laut Poggenpohl nur selten der Fall: Von den 2500 pro Jahr in dem Heim in Hamburg aufgenommenen Fundkatzen gehen lediglich fünf Prozent an ihre Halter zurück.
Bei Hunden liegt die Quote im Vergleich dazu bei 75 Prozent. Das hat laut Poggenpohl damit zu tun, dass Katzen es länger allein auf der Straße aushalten als Hunde. Zudem fällt eine herrenlose Katze weniger auf als ein entlaufener Hund. Und viele Katzenbesitzer geben es nach wenigen Tagen auf, ihren vierbeinigen Freund zu suchen.
Sieben Tage lang werden aufgefundene Katzen von den Tierheimen im Tierschutzbund nicht weitervermittelt. Erst dann dürfen sie - wenn sich ein neuer Halter findet - wieder abgegeben werden. Doch die durchschnittliche Verweildauer ist deutlich höher: 42 Tage im Tierheim Süderstraße - genug Zeit also, um vom alten Besitzer doch noch gefunden zu werden. Einen Rechtsanspruch auf das Tier haben Halter noch bis zu sechs Monate nach dem Entlaufen, sofern sie beweisen können, dass es sich um ihre Katze handelt.
Gründe dafür, dass Katzen überhaupt abhauen, gibt es verschiedene. Nicht immer liegt es daran, dass sie sich bei ihrem Halter nicht wohlgefühlt haben. Kater suchen sich zum Beispiel in der Regel ein neues Revier, wenn ein stärkerer Rivale auftaucht, erklärt die Tierverhaltenstherapeutin Heidi Bernauer-Münz aus Wetzlar. «In den meisten Fällen sind die verschwundenen Tiere jedoch verunglückt.»
Bleibt die Katze länger fort als gewöhnlich, heißt es suchen. Unbedingt sollten die Tierheime in der Umgebung abtelefoniert werden. Dabei sollte man laut Betz ruhig einen Umkreis von 50 Kilometern wählen. Obligatorisch ist ein Aushang mit einem Foto des Tieres. «Es ist außerdem sinnvoll, beim Tierarzt nachzufragen», sagt Heidi Bernauer-Münz. Manchmal werden dort verletzte Tiere abgegeben, von denen der Finder nicht weiß, wem sie gehören.
Wer eine offensichtlich herrenlose Katze findet, ruft am besten die Polizei an. «Die hat in vielen Gemeinden Abkommen mit den Tierheimen», sagt Betz. Auf den Finder kommen dabei keine Kosten zu. Auf keinen Fall sollten fremde Katzen, die etwa plötzlich auf der Terrasse auftauchen, gefüttert werden, warnt Poggendorf. Womöglich handelt es sich um eine Katze aus der Nachbarschaft, die einfach nur herumstreunt. Wird das Tier nun anderswo verwöhnt, entscheidet es sich unter Umständen für einen Wechsel, obwohl es ein zu Hause hat.
Manchmal kommt es vor, dass ein Halter seine vor langer Zeit entlaufene Katze bei einem Nachbarn entdeckt, wo sich das Tier mittlerweile offensichtlich sehr wohl fühlt. Wenn sich auch der neue Halter schon an das Tier gewöhnt hat, sollte der bisherige nicht auf die Herausgabe des Tieres bestehen - sofern sich das Tier freiwillig dort befindet. «Dann muss man im Sinne des Tieres einfach die Laune der Natur akzeptieren», empfiehlt Heidi Bernauer-Münz.