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Axel Gora holt Baumeister Elias Holl ins Leben zurück

Von Christine Cornelius 26.07.2012, 10:27

Augsburg/dpa. - Lügen, Intrigen und eine verbotene Liebe im Augsburg der Renaissance: Autor Axel Gora hat aus dem berühmten Stadtwerkmeister Elias Holl (1573-1646) eine Romanfigur gemacht. Mit der Grenze zwischen Fakt und Fiktion nimmt er es dabei nicht so genau.

«Ich sehe mich in erster Linie als Autor und Künstler und nicht als Historiker», sagt der 49-Jährige. Er stellt Holl eine frei erfundene Muse an die Seite, in die sich der Baumeister Hals über Kopf verliebt und der er in erotischen Tagträumen nachhängt - nichts von ihrem unglaublichen Geheimnis ahnend.

Gora verbindet historisch verbürgte Ereignisse durchaus geschickt mit eigenen Einfällen - aber seine Herangehensweise birgt Zündstoff. Einigen Holl-Bewunderern könnte der Roman zu weit gehen. Denn manche Passage in «Die Versuchung des Elias Holl» ist ziemlich deftig. In dem mehr als 400 Seiten umfassenden Werk liefert sich der Baumeister einen - ebenfalls frei erfundenen - erbitterten Konkurrenzkampf mit dem Architekten Matthias Kager.

Beide wollen den Auftrag für den Entwurf eines neuen, epochalen Rathauses bekommen, koste es, was es wolle. Bald drohen sich die Männer in einem Netz aus Lügen und Intrigen zu verfangen - und die Zeit für den einen, alles übertreffenden Entwurf wird immer knapper. Das Augsburger Rathaus ist Holls Hauptwerk, er erbaute es in nur fünf Jahren. Der mächtige Bau mit seinen zwei Türmen ist das wichtigste Zeugnis seines strengen, monumentalen Stils.

Neben einer interessanten Lektüre erfährt der Leser viel über das Selbstverständnis im Augsburg der Renaissance. Vom «kleinen München» ist die Rede. Gora lässt Holl sinnieren: «Unser Augsburg strebte auf. Alle Welt sollte von uns erfahren. Wir hatten die vermögendsten Kaufleute und Geschlechter bei uns versammelt (...). Sie waren es, die uns Aufträge gaben und Wohlstand brachten.» An Selbstbewusstsein mangelt es auch Goras Holl nicht: «Ich sorge dafür, dass Augsburg mit jedem Bau, den ich vollende, ein neues Meisterwerk erhält und sein reichsstädtisches Antlitz mehr und mehr verschönert.»

(Axel Gora: Die Versuchung des Elias Holl. Ein Roman aus dem alten Augsburg. Gmeiner Verlag, Meßkirch, 420 Seiten, 12,90 Euro, ISBN 978-3839212769)

Homepage Axel Gora