Verkehrte Welt auf der Bühne
MAGDEBURG/MZ/JKL. - "Wir haben vor gut einem Jahr in einem Seminar das Stück 'Die verkehrte Welt' behandelt. Leider hatten wir Probleme, es zu verstehen", sagt Franziska Kohse, Sprecherin der Theatergruppe. Erst als die Studenten den Text in verteilten Rollen lasen, sei ein Zugang zum Werk des 1773 geborenen Dichters und Schriftstellers möglich gewesen. "Dann sind wir ein bisschen größenwahnsinnig geworden und hatten die Idee, das Stück auf die Bühne zu bringen", scherzt Kohse. Eine Herausforderung, wie die Studenten bald feststellen mussten. Mehr als 70 Rollen sieht Tieck vor, der Epilog steht am Anfang, der Prolog am Schluss des Stückes. Die Grenze zwischen Schauspielern und Publikum hat Tieck kurzerhand aufgehoben. Kein Wunder, dass das Stück als unaufführbar gilt.
"Tieck hat mit 'Die verkehrte Welt' Kritik am Theater und am Publikum geübt", erklärt Kohse. Seiner Meinung nach sei es dem Publikum seinerzeit nur darum gegangen, sich zu amüsieren anstatt über die Stücke nachzudenken. "Die verkehrte Welt" stellt außerdem Fragen wie "Warum muss das Publikum immer schweigend auf seinen Plätzen verharren?" oder "Warum muss eine Seeschlacht immer mit viel Wasser inszeniert werden, obwohl die eigentliche Herausforderung wäre, sie ohne Wasser darzustellen?" Das Stück könne man sich vorstellen wie eine Matroschkapuppe, so Kohse: Die Zuschauer sehen eine Aufführung, in der wiederum ein Theaterstück inszeniert wird, das ein Theaterstück zum Thema hat.
"Wir mussten einige Stellen des Stückes aktualisieren, weil sie für heutige Zuschauer nicht mehr lustig sind", sagt Kohse über die Textarbeit, die größtenteils in der Hand ihrer Kommilitonin Cornelia Dlugos lag. Außerdem sei das Stück gekürzt und das Personal auf 40 Personen verringert worden. Trotzdem dauert es noch immer rund zweieinhalb Stunden, so Kohse. Vier Aufführungen des Stücks "Die verkehrte Welt" sind geplant. Mittwoch und Donnerstag sowie am 30. April und 1. Mai stehen die Germanistikstudenten in der Feuerwache Sudenburg in Magdeburg auf der Bühne.
