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Studentenverbindung Studentenverbindung: Extra-Dosis Vitamin B

Von Tobias Wiethoff 03.06.2004, 13:44
Die Studenten von heute sind die Alumni von morgen - Hochschulen wie die in Karlsruhe haben erkannt, dass sie das Potenzial ihrer Ehemaligen nicht brachliegen lassen dürfen.(Foto: dpa)
Die Studenten von heute sind die Alumni von morgen - Hochschulen wie die in Karlsruhe haben erkannt, dass sie das Potenzial ihrer Ehemaligen nicht brachliegen lassen dürfen.(Foto: dpa) Universität Karlsruhe

Mannheim/Karlsruhe/dpa. - Der Abgang von einer deutschenUniversität war in der Vergangenheit denkbar unspektakulär. Doch inZeiten knapper Mittel und eines wachsenden Wettbewerbs um die klugenKöpfe haben die Hochschulen erkannt, dass sie das Potenzial ihrerEhemaligen nicht brachliegen lassen dürfen: Die «Alumni» sollenmöglichst lebenslang an ihre alte Ausbildungsstätte gebunden werden.

Alumnus - Mehrzahl Alumni - kommt aus dem Lateinischen undbedeutet Zögling. Vereinigungen ehemaliger Studenten sind in den USAund einigen europäischen Ländern zum Teil schon lange bekannt. InDeutschland begann man vor etwa 20 Jahren, sich der Absolventen zubesinnen. «Inzwischen kann sich auch hier zu Lande eigentlich keineHochschule mehr leisten, ohne Alumni-Netzwerk auszukommen», sagtVolker Meyer-Guckel vom Stifterverband für die Deutsche Wirtschaft inEssen.

Vor drei Jahren lobte der Stifterverband zusammen mit dem Centrumfür Hochschulentwicklung einen Wettbewerb für das besteAlumni-Programm aus. Als Sieger gingen daraus die Universitäten vonMannheim und Karlsruhe hervor. Beide haben eigene Organisationengegründet, die sich ausschließlich um die Pflege der Ehemaligenkümmern. AbsolventUM in Mannheim zählt inzwischen rund 4000,AlumnikaTH in Karlsruhe 10 000 Mitglieder.

Mitglieder professionell aufgezogener Alumni-Netzwerke kommen inden Genuss vielfältiger Leistungen. Das Spektrum reicht vom Bezug derUni-Zeitschrift über die Nutzung der Bibliothek bis hin zur Aufnahmein einen Newsletter und die Teilnahme an regionalen Stammtischen undzentralen Alumni-Treffen. So erwartet etwa Mitglieder von AlumnikaTHvom 17. bis 20. Juni ein buntes Programm aus Fachvorträgen undWeiterbildungskursen, so Koordinator Venio Piero Quinque.

Das Interesse der Hochschulen an der Alumni-Pflege liegt auf derHand: Sie spekulieren darauf, dass sich die Verbundenheit derEhemaligen eines Tages in klingender Münze auszahlt. «Spenden werdenkünftig eine wichtigere Rolle spielen», sagt Quinque.

Auch die Studenten und Absolventen schließen sich den Netzwerkenzunächst nicht aus purem Idealismus an. Sie verbinden damit dieHoffnung auf eine Extra-Dosis «Vitamin B». «Natürlich dienen dieseProgramme auch als Karrierenetzwerk», sagt Christian Kramberg vonAbsolventUM in Mannheim. Das gilt nicht nur für die karrierebewusstenStudenten der Wirtschaftswissenschaften. «GeradeGeisteswissenschaftler tun sich ja nach dem Studium schwer,untereinander in Kontakt zu bleiben», weiß Kramberg.

Einen wichtigen Schlüssel zum Erfolg bildet das Verzeichnis derMitglieder. Entscheider in der Wirtschaft neigen dazu, Mitarbeitereinzustellen, die den gleichen Werdegang haben wie sie selbst. «Dakann man schon einmal bei einem älteren Semester anklopfen und um einGespräch bitten. Die gemeinsame Basis hilft enorm», so PeterSchmidt-Dahlberg von der privaten European Business School (EBS) inOestrich-Winkel (Hessen), die ihr Alumni-Programm als deutscherVorreiter bereits 1980 gestartet hat.