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MZ-Tagebuch MZ-Tagebuch: Leben im bewachten Paradies

Von Markus Decker 20.07.2006, 18:28
Ein Soldat sitzt am Montag (18.07.2006) im Heck eines Hubschraubers während des Fluges nach Feisabad. (Foto: dpa)
Ein Soldat sitzt am Montag (18.07.2006) im Heck eines Hubschraubers während des Fluges nach Feisabad. (Foto: dpa) dpa/POOL

Kinshasa/MZ. - Am Abend waren wir in der Residenz des Botschafterszu einem Abschiedstrunk geladen. Hinter einerMauer steht eine große Villa. Der englischeRasen davor ist außerordentlich gepflegt.Hohe Bäume säumen das Grundstück, das nachhinten an den Kongo-Fluss grenzt. Auf derTerrasse reicht ein kongolesischer Kellnerim weißen Anzug frisches Pils und kleine Häppchenzum Einbruch der Dämmerung. Wir nehmen inunseren Sesseln Platz. Das Ganze hat etwasvon einem Film. Der am Vortag aus Potsdameingeflogene Eufor-Kommandant Karlheinz Viereckverteidigt den Bundeswehreinsatz gegen Kritik."Es gibt eine Übergangsphase, wo nicht allesläuft", sagt er. Dennoch solle man an derEinsatzfähigkeit der Soldaten nicht zweifeln."Wir sind hier die einzigen, die Tag und Nachtkämpfen können."

Am nächsten Morgen blicke ich noch einmalaus dem Fenster meines Zimmers im achten Stockdes Grand Hotel Kinshasa. Menschen schwimmenim Pool. Links sieht man die Tennisplätze.Ein Paradies - zumal für Kongolesen. Ein Paradiesbewohnt auch Christa Göpfert. Die Frau ausder Nähe von Stuttgart lebt seit 38 Jahrenim Kongo. Ihr Mann ist Holzhändler. Beideleben auf einem ein Hektar großen Grundstückin einem bewachten Viertel. Dort betreibtFrau Göpfert eine Galerie mit Werken kongolesischerKünstler. Ein weißer Pudel wuselt umher, einleibhaftiger Pfau kommt um die Ecke aus demtropischen Garten. Nie habe sie daran gedachtvon hier wegzugehen, sagt die resolute Muttervon vier Kindern, die alle im Kongo zur Weltkamen. Politischen Fragen weicht sie aus.Politik spielt für sie keine besondere Rolle.

Zum Abschied sind wir erneut im Camp der Eufor-Truppe.Die Mannschaft dort gibt eine "Presentationof Force". Die Truppe will zeigen, was siekann. Als sechs Fallschirmspringer aus einemHelikopter vom Himmel fallen, hört man einpaar hundert Meter weiter dutzende von Kindern.Sie sitzen auf einer Mauer und schreien vorBegeisterung. So etwas haben sie noch niegesehen.