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Mai 2008 Mai 2008: DHL-Luftfrachtdrehkreuz geht vollständig in Betrieb

Von Norbert Claus 09.05.2008, 09:30
Luftdrehkreuz der Post-Frachttochter DHL am FlughafenLeipzig-Halle (Foto: dpa)
Luftdrehkreuz der Post-Frachttochter DHL am FlughafenLeipzig-Halle (Foto: dpa) dpa/dpaweb

Schkeuditz/ddp. - Damals sorgtenlediglich 50 Kollegen dafür, dass die gelb-rot lackierten fünfDHL-Flugzeuge, die damals in Leipzig/Halle landeten, reibungslos ent-und belanden wurden. Inzwischen, fast drei Jahr später und wenigeTage vor der vollständigen Inbetriebnahme des europäischenDHL-Luftfrachtdrehkreuzes, hat sich der frühere Sortierer undGapelstaplerfahrer zum stellvertretenden Schichtleiterhochgearbeitet. «Verantwortlich bin ich jetzt für 350 Kollegen»,erzählt Eckel.

Der 28-Jährige aus Dieskau bei Halle ist ein «Mann der erstenStunde». Im November 2004 hatte das Unternehmen DHL, dessenBezeichnung sich aus den Anfangsbuchstaben der drei Gründer AdrianDalsey, Larry Hillblom und Robert Lynn zusammensetzt, erklärt, bis2008 in Leipzig/Halle sein europäisches Luftfrachtzentrum errichtenzu wollen. Im Sommer 2005 verlagerte das Logistikunternehmen in einemersten Schritt den Flugbetrieb von Berlin-Schönefeld nachMitteldeutschland. Damit wurden auch die ersten Mitarbeiter aus derRegion eingestellt.

Unter ihnen war auch Kay Eckel, der Maler und Lackierer gelernthat und vier Jahre bei der Bundeswehr arbeitete. Als ihm dort derVerlust des Arbeitsplatzes wegen einer Standortschließung drohte,stieß er bei der Suche nach einem neuen Job im November 2004 imInternet auf einen Link zum Unternehmen DHL, das nach Mitarbeiternfür Leipzig/Halle suchte. Schließlich habe er eine Initiativbewerbungabgegeben, erinnert er sich. Im Sommer 2005 hatte er die Stelle.

Aus dem kleinen sogenannten Gateway, das im ehemaligen Terminal Cim Westen des Flughafens mit der Verlagerung des Flugbetriebes vonSchönefeld nach Leipzig/Halle entstand, ist inzwischen eingigantisches Frachtzentrum im Süden des Flughafenareals geworden,Dessen Ausmaße werden aus der Luft besonders deutlich: Ein 232 Meterlanger und 30 Meter hoher Flugzeughangar, ein 413 Meter langesVerteilzentrum und ein 1400 Meter langes Vorfeld, auf dem mehr als 50Flugzeuge parken können, und ein Tanklager bilden dasDHL-Luftfrachtdrehkreuz, wie sich das Unternehmen offiziell nennt.Eineinhalb Jahre wurde daran gebaut.

Aus den anfangs fünf Flugzeugen sind heute 57 DHL-Maschinengeworden, die werktags nachts in Leipzig/Halle landen und starten.Hinzu kommen noch drei Flugzeuge von Lufthansa Cargo. Innerhalbweniger Stunden muss deren Fracht umgeschlagen, sortiert und neuverladen werden, sagt Eckel. Arbeiten bei DHL heißt für viele derzurzeit 2000 Beschäftigten Nachtarbeit. Das mache ihm nicht viel aus,er sei schon «immer ein Nachtmensch» gewesen. Er habe seinen Rhythmusumgestellt, sagt der junge Mann. Den aus seiner Sicht einzigenVerzicht könne er verschmerzen: «Zum Abendbrot kann ich kein Biertrinken.»

Doch außer Arbeitsplätzen bereitet das Luftfrachtdrehkreuz in derRegion auch einigen Unmut: Mit der Ansiedlung von DHL am FlughafenLeipzig/Halle ist dort in den vergangenen Jahren auch der Flugverkehrgestiegen - vor allem nachts und damit zum Ärger Tausender Anwohnerentlang der Anflugrouten. Bürgerinitiativen unter anderem in Leipzigund Halle wurden gegründet, sie zogen vor Gericht oder protestiertenauf der Straße. Eckel bedauert: «Der Fluglärm am Himmel wird immergleichgesetzt mit DHL. Auch andere fliegen nachts oder haben gelbeFlugzeuge.» Immerhin: Wenn er in seinem Ort bei Halle mit derArbeitsjacke bekleidet nach Schichtschluss zum Bäcker gehe, habe mandort Verständnis. Bäcker müssen schließlich nachts auch arbeiten undnicht schlafen.