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Bergbau Bergbau: Kupferschatz in der Lausitz verspricht viel

Von JENS BLANKENNAGEL 08.04.2010, 19:06

SPREMBERG/MZ. - Mitten im Wald, gleich neben der Straße zwischen dem südbrandenburgischen Spremberg und dem nordsächsischen Bad Muskau erhebt sich ein Bohrturm. Aus dem scheinbar verwegenen Traum von ein paar Investoren aus den USA ist Gewissheit geworden. Hier wird ein Bergwerk entstehen. Es geht um viele Tausend Tonnen Kupfer für mehr als zehn Milliarden Euro. Und es geht um andere Metalle wie Gold, Platin, Blei, Zink und Lithium. Für die Region geht es vor allem darum, ob der Schatz unter der Lausitz - die bisher für den oberirdischen Braunkohleabbau bekannt war - dafür sorgt, dass wieder Industriejobs entstehen.

In 980 Metern Tiefe

Für Hartmut Przyborowski indes ist die ganze Sache bald vorbei, seine Arbeit endet, wenn die der anderen beginnt: Der 71-jährige Bohringenieur steht leicht gebeugt neben dem Turm und sagt: "Ich war schon dabei, als die Lagerstätte hier vor 30 Jahren erkundet wurde." Damals bohrte er am Spremberger Bahnhof ein Loch, durch das die Boden- und Wasserverhältnisse für den eigentlichen Kupferschacht erkundet werden sollte. "Doch 1982 war Schluss", sagt er. Damals lag der Weltmarktpreis für die Tonne Kupfer bei 2 000 Dollar, das Bergwerk war für die DDR nicht rentabel zu betreiben. Jahrzehntelang bohrte der Mann zwischen Salzwedel in der Altmark und der Oder nach Erdöl und Gas. "Meine tiefste Bohrung lag bei 5 500 Metern, diesmal waren es nur 1 000 Meter. Die hätten wir auch graben können", scherzt der Ingenieur, der für die Kühlung des Bohrkopfes zuständig war. "Es ist toll, dass das alte Projekt noch etwas wird", sagt Przyborowski.

Am Bohrturm wird nun aus dem 980 Meter tiefen Loch der eigentliche Bohrkern heraufgeholt. "Durch unsere Bohrungen konnten die Ergebnisse der DDR-Erkundungen bestätigt und sogar noch überboten werden", sagt Dieter Mucke von der Firma Geomontan. Die Schätzungen gehen davon aus, dass dort 200 Millionen Tonnen Kupfererz im Boden liegen, aus denen der Investor zwei Millionen Tonnen Kupfermetall gewinnen kann.

Der Investor ist die US-amerikanische Bergbaugesellschaft Minera, die in das Bergwerk 600 bis 700 Millionen Euro investieren will. Dafür wurde die 100-prozentige Tochter Kupferschiefer Lausitz GmbH (KSL) gegründet. "Selbst wenn wir nur die niedrigen Preise vom Höhepunkt der Krise vor einigen Monaten bekämen, könnte das Bergwerk lukrativ betrieben werden", sagt KSL-Geschäftsführer Volker Spieth. Derzeit hat die Firma gerade einmal sechs festangestellte Mitarbeiter, dazu kamen knapp 75 freie Ingenieure und Arbeiter während der Erkundungsbohrungen. "Nächstes Jahr wird sich die Mitarbeiterzahl verdoppeln, 2012 werden es bereits 500 sein", sagt er. Vom Jahr 2013 an würden dann etwa 1 000 Leute gebraucht, die das Bergwerk bauen. "Insgesamt werden bis zu 5 000 Arbeitsstellen entstehen", sagt Spieth. Er geht davon aus, dass 700 Bergleute unter Tage und genauso viele über Tage im Bergwerk arbeiten. "Dazu kommen dann noch bis zu 3 500 Beschäftigte im Umfeld, beim Service, bei Zulieferern und in der Verarbeitung."

Der Bohrkern ist geborgen, die Arbeiter legen ihn flach auf den Boden. Rolf Kumann hält für einige Sekunden ein Messgerät an die meterlange unterarmdicke Steinsäule. Er misst mit Röntgen-Strahlen den Kupfergehalt des Erzes. An einer Stelle sind es bescheidene 0,027 Prozent. "Erst ab 0,02 Prozent lohnt sich der Abbau", sagt er. Doch ein Stück weiter ist im grauen Stein ein goldener Streifen, vielleicht einen Millimeter dick, danach folgt schwarzes, poröses Gestein. "Das ist Kupferschiefer", sagt er erwartungsvoll. Und tatsächlich, das Gerät zeigt einen Wert von 11,9 Prozent. "Das stimmt doch richtig zuversichtlich", sagt er.

Wichtig für Handy-Herstellung

Auch Brandenburgs Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (Linke) ist optimistisch. "Das wird ein neues industrielles Zentrum, nicht nur für die Lausitz, sondern für ganz Südbrandenburg und Nordsachsen", sagt er. Auch Jim Gilbert, der extra aus den USA angereiste Minera-Präsident, sagt: "Uns treibt nicht nur die Aussicht auf lukrative Gewinne an, sondern auch die soziale Verantwortung." Deshalb wird nun geprüft, ob das Erz vor Ort nicht nur geborgen, sondern auch verarbeitet werden kann. Und: "Alle reden nur vom Kupfer", sagt der Metallurge Bernd Friedrich von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen. "Es geht auch um Indium, Germanium, Gallium, Platin - etwa 25 Spezialmetalle, die alle beispielsweise für Handys gebraucht werden."

Bei so viel Zukunftsversprechen bleibt die Frage, ob sich die Leute in der Region auch freuen. "Wir haben hier knapp 14 Prozent Arbeitslosigkeit", sagt Sprembergs Bürgermeister, Klaus-Peter Schulze (CDU). "Wir kämpfen gegen die Abwanderung der Jugend und gegen Überalterung. Da ist dieses Bergwerk echtes Glück."