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Turnen Turnen: Großer Traum wird zum Alptraum

Von Thomas Schaarschmidt 28.12.2006, 18:30

Bitterfeld/MZ. - Bahn schont Gelenke

Der Ärger, die Trauer und mittlerweile auch die Wut von Claudia Gruner drehen sich um eine knapp zehn Meter lange Trampolinbahn. Seit vielen Jahren schon wünschen sich die Bitterfelder Turner solch ein Übungsgerät. Zum einen schont die Bahn die oftmals überlasteten Gelenke aller Nutzer, zum anderen bietet sie im Bereich der Nachwuchsförderung neue Möglichkeiten. Als Gruner und ihre Mitstreiterinnen dann auch noch das Modell einer zusammenklappbaren Bahn kennen lernten, war der Traum geboren, eine eigene Trampolinbahn anzuschaffen. Jahrelang erarbeitete sich die Abteilung in der Folge mit Showauftritten Geld, bat um Spenden und sprach Sponsoren an. Ende 2005 waren die kalkulierten rund neuntausend Euro dann endlich zusammen. "Wir konnten es kaum erwarten", erinnert sich Claudia Gruner an den 3. Januar 2006. Es war der Tag, an dem sie die Bestellung bei einer Sportgerätefirma im fränkischen Schwabach auslöste. Und der Tag an dem das Unheil seinen Lauf nehmen sollte. Denn die Firma verschob Liefertermin um Liefertermin. Erst sollte das Paket an Ostern eintreffen, dann im Sommer. "Man hat uns immer wieder mit technischen Problemen beim Bau vertröstet", so Gruner. Neun Monate nach der Bestellung, genau am 9. Oktober, schien sich alles zum Guten zu wenden: Die Bahn kam in Bitterfeld an. Nach dem einwandfreien Funktionstest überwies der Verein den geforderten Betrag: rund 8 300 Euro. Keine zehn Tage später aber fiel Gruner aus allen Wolken: Ohne Wissen der SG Chemie hatte eine Spedition die Bahn wieder abgeholt. Auch der Hallenwart hinderte sie nicht daran. "Wir dachten erst, die hätten sie geklaut", meint Gruner. Nach einigen Telefonaten kam die Wahrheit ans Licht. Der ursprüngliche Hersteller der Bahn aus Weilheim hatte die Bahn abholen lassen. Der Grund: ein geplatzter Scheck der Sportgerätefirma.

Anzeige erstattet

Gruner erstattete sofort Anzeige. Wegen Betruges. Und schaltete einen Anwalt ein. "Was die beiden Firmen miteinander zu schaffen haben, geht uns ja nichts an." In Schwabach tat man überrascht, und versprach die Bahn in 14 Tagen zurückzuliefern. Die Hoffnung darauf aber zerschlug sich, genau wie das Wenden an die Polizei in Weilheim. "Die haben nur abgewiegelt", schüttelt Gruner den Kopf. Dann jedoch, am 17. November, stand eine neue Bahn vor der Tür in Bitterfeld. Geliefert aus Schwabach. Verpackt und verschweißt. Wie Gruner beteuert. Die Freude über die neuerliche Ankunft war jedoch kurz. Nach dem sorgfältigen Auspacken waren die Turner entsetzt. "Die Bahn war nicht neu, dafür verbogen, kaputt und absolut nicht funktionsfähig", erinnert sich Trainerin Yvonne Rotzen. Der Verein reklamierte sofort. Mit einer überraschenden Antwort. "Man hat uns vorgeworfen, die Bahn unsachgemäß behandelt zu haben", so Gruner fassungslos, "wir werden als Täter hingestellt." Der Fall liegt nun bei den Anwälten. "Am schlimmsten sind nicht all die Dinge, die wir erlebt haben", sagt Claudia Gruner, "sondern die traurigen Augen unserer Kinder."