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Stress mit Service Pack 2 - wenn das Update zur Rechnerbremse wird

Von Sven Appel 08.11.2004, 09:05

Unterschleißheim/dpa. - Lange wurde Service Pack 2 für Windows XP erwartet. Mit der von Microsoft verteilten Software sollte ein Großteil der Sicherheitsprobleme gelöst werden, die das System und damit häufig verwendete Programme wie Internet Explorer verursachen.

Dieses Ziel wurde zum Teil auch erreicht. Vom Rundum-Sorglos-Zustand dürften Windows-Anwender trotz SP2 jedoch noch ein ganzes Stück entfernt sein. Denn mit dem Update können durchaus neue Schwierigkeiten auf Rechner und Benutzer zukommen.

«Wir haben Unmengen von Leseranfragen zum Service Pack 2 bekommen», sagt Axel Vahldiek von der in Hannover erscheinende Computerzeitschrift «c't». Die meisten Anwender hegten jedoch lediglich die Befürchtung, dass sie mit der Installation von SP2 etwas auf dem Rechner kaputt machen können. Wenn es dann tatsächlich zu Problemen kommt, handelt es sich aus Sicht des Experten meist um Lappalien. Dass Anwender, die nicht das IT-Verständnis von «c't»-Lesern haben, aufgeschmissen sind, wenn das Service Pack 2 den Rechner ausbremst, will Vahldiek aber nicht ausschließen.

So arbeitet Windows XP nach der Installation des SP2 mit vielen Programmen nicht oder nur eingeschränkt zusammen. Microsoft hat auf seiner Website eine Liste veröffentlich, auf der betroffene Programme aufgezählt sind. Es wirkt fast ironisch, dass darunter viele Programme sind, die den PC sicherer machen sollen: zum Beispiel Norman Personal Firewall, Norton AntiVirus, Kaspersky Anti-Virus, Command Antivirus und ZoneAlarm. Zu den Symptomen gehören nur mit langer Verzögerung startende Programme, willkürlich aufpoppende Fenster oder unverständliche Fehlermeldungen.

Nicht jeder Softwarehersteller ist glücklich darüber, wenn seine Produkte in dieser Liste auftauchen: «Das kann man schnell missverstehen», sagt Andrea Wolf, Sprecherin des Antivirensoftware-Herstellers Symantec in Ratingen. So habe das SP2 «keinerlei Auswirkungen» auf die korrekte Arbeit von Norton AntiVirus, einem Programm aus dem Hause Symantec.

Das mit dem Service Pack 2 installierte Windows-Sicherheitscenter erkennt laut Andrea Wolf zwar, dass sich Norton AntiVirus auf dem PC befindet. Allerdings zeigt das Sicherheitscenter den Status der Antivirensoftware nicht an, was es eigentlich sollte. Ein Problem, das es auch mit Programmen anderer Hersteller gibt. Doch das liege gewissermaßen in der Natur des Antiviren-Programms, das sich gegen eine hier vermeintliche Manipulation zur Wehr setzt, so Wolf. Allerdings bietet Symantec wie viele andere Hersteller von betroffenen Programmen ein Update an.

Auch die Besitzer eines Netzwerks, und dazu zählen auch schon zwei miteinander verbundene PCs, müssen davon ausgehen, dass ihnen SP2 eventuell Ärger macht. So kann die mit dem SP2 aufgespielte, in Windows integrierte Firewall den Kontakt zu anderen Rechnern unterbrechen, etwa weil die Funktion «Dateifreigabe» blockiert wird. Mit ähnlichen Problemen müssen Spielefans rechnen, die Multiplayer-Sessions über das Internet betreiben. Anfragen von fremden Rechnern werden nicht zugelassen. «Auch das hat mit der integrierten Firewall zu tun», sagt Axel Vahldiek.

Die Ursache dafür liegt nach Angaben von Microsoft-Produktmanagerin Vanessa Weihbrecht in der Grundeinstellung der integrierten Firewall. Diese schließt aus Sicherheitsgründen erst einmal alle Ports. «Die meisten Probleme lassen sich durch die Konfiguration der Firewall beheben», so Weihbrecht. Um eine bestimmte Verbindung zu öffnen, muss der Nutzer jedem Programm, das mit einem anderen Rechner oder dem Internet kommunizieren soll, eine ausdrückliche Erlaubnis erteilen. Wie das funktioniert, erklärt der Softwarehersteller auf seiner Website.

Um ein einwandfreies Arbeiten von Windows XP SP2 zu gewährleisten, rät Vahldieck, möglichst viele der per «Autostart» beim Hochfahren des Rechners automatisch gestarteten Programme wie die Antivirensoftware zunächst zu deaktivieren. Das gilt auch für die so genannten Dienste. «Die meisten davon benötigt man ohnehin nicht.» Während der Installation von SP2 sollte der Rechner außerdem nicht am Netzwerk oder Internet hängen.

Obwohl das Service Pack 2 für Windows XP nach Axel Vahldieck Ansicht «mit der heißen Nadel gestrickt» wurde und die Softwaresammlung einige Zicken machen kann, gilt es als Schritt in die richtige Richtung: «Wir empfehlen dringend, das Service Pack zu installieren.» Allerdings werde es wohl noch ein drittes Service Pack geben müssen - nicht zuletzt, weil nach der Veröffentlichung des SP2 weitere Sicherheitslücken in Windows bekannt geworden sind. «Ein weiteres Service Pack ist aber noch nicht geplant», sagt Vanessa Weihbrecht.