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Skispringen Skispringen: Wolfgang Steiert stellt düstere Prognosen

14.10.2004, 15:21

Frankfurt/Main/dpa. - Wolfgang Steiert hat nach der Entlassung als Skisprung-Bundestrainer zum verbalen Rundumschlag gegen den Deutschen Skiverband (DSV) ausgeholt und seinem Nachfolger Peter Rohwein im Falle der Erfolglosigkeit eine düstere Prognose gestellt.

«Ich habe mich nicht mit dem Rauswurf abgefunden. Aber ich muss akzeptieren, was die großen Herren in der DSV-Führung entschieden haben. Ich war 13 Jahre im Karussell drin und eher mehr als weniger erfolgreich. Jetzt hat man mich rauskatapultiert. Einfach so», beschwerte sich der 41-Jährige in einem Interview der «Badischen Zeitung».

Ein ähnliches Schicksal prophezeit er Rohwein, falls dieser im kommenden Winter - mit der Heim-WM in Oberstdorf als Höhepunkt - keine Siege vorweisen kann. «Wenn Peter Rohwein keinen Erfolg hat, wird er so kurz Bundestrainer sein wie keiner seiner Vorgänger», meinte Steiert. Dann werde es seiner Ansicht nach auch keine Rolle spielen, dass der neue Coach einen Vertrag bis zu den Olympischen Winterspielen 2006 in Turin erhalten hat. «Den hatte ich auch. Sie sehen ja, was so ein Vertrag wert ist», kritisierte Steiert den DSV.

Enttäuscht zeigte er sich vor allem von der Art und Weise seiner Ablösung. Es habe keine Gespräche und keine Vorwarnung gegeben. «Die Entscheidung hat mich aus heiterem Himmel getroffen», sagte der Schwarzwälder. Den DSV-Funktionären wirft er indirekt den Verlust des Realitätssinns vor. «Wahrscheinlich bin ich am Erfolg gescheitert, den die deutschen Skispringer vor drei, vier Jahren gefeiert haben. Damals wurde nur nach Platz eins abgerechnet, und diese Denkweise hat sich bis heute fortgesetzt», bemängelte Steiert.

Selbstkritische Töne gab es vom Ex-Bundestrainer, der mit seinem Team im vergangenen Winter nie die Erwartungen erfüllen konnte, dagegen keine. «Ich bin mir keiner Schuld bewusst. Ich verlasse mein Amt mit völlig reinem Gewissen, weil die Trainingskonzeption gestimmt hat», sagte Steiert. Im DSV bewertete man dies jedoch völlig anders. «Beim Kerngeschäft eines verantwortlichen Trainers, nämlich lang- und mittelfristige trainingsmethodische Dinge anzuschieben, gab es eklatante Versäumnisse», nannte DSV-Generalsekretär Thomas Pfüller einen Grund für die vorzeitige Trennung.

Nach Ansicht des Trainingswissenschaftlers Horst Mroß, der künftig wieder verstärkt in die Arbeit mit der Mannschaft eingebunden wird, hat es in Steierts Amtszeit eine Rückwärtsentwicklung im technischen Bereich gegeben. An Analysen sei der Coach nicht interessiert gewesen, kritisierte Mroß, der für den bevorstehenden Winter schwarz sieht: «Es wird ganz schwer, diesen Rückstand aufzuholen.»

Steiert will von Defiziten allerdings nichts wissen, obwohl die mangelhaften Leistungen beim Sommer-Grand-Prix ein deutlicher Fingerzeig waren. «Ich bin zufrieden mit mir, weil ich die Mannschaft, als ich sie abgeben musste, intakt übergeben habe. Der neue Bundestrainer wird von meiner Arbeit profitieren.»