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Schwimmen Schwimmen: Medaillenhoffnungen Biedermann und Steffen

Von Thomas Lipinski 23.07.2012, 15:49

Hamburg/sid. - Britta Steffen sieht ihr Doppel-Gold von Peking als „Bürde“ und „Segen“, Paul Biedermann will sich selbst überraschen: Bei den Olympischen Spielen in London lasten fast alle Hoffnungen der deutschen Schwimmer auf ihrem Traumpaar, und die beiden Stars gehen die Rennen unter den Ringen unterschiedlich an.

„Als Titelverteidiger hinzufliegen ist ein Bürde, aber auch ein Segen“, sagte Doppel-Olympiasiegerin Steffen und spekuliert ein bisschen darauf, dass sie unterschätzt werde, „weil die letzten zwei Jahre nicht so golden waren“. Weltrekordler Biedermann weiß dagegen fünf Tage vor seinem ersten Start im Aquatics Centre gar nicht, wo er steht.

„Wie meine Form ist? Keine Ahnung“, sagte der dreifache WM-Dritte von 2011 im Trainingslager des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) in Hamburg, „es wird eine geben, wie die ist, werde ich vor Ort sehen.“ Sechs Medaillen für Steffen, Biedermann und Co. sieht die Zielvereinbarung mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) vor.

So viel Edelmetall haben die deutschen Beckenschwimmer, die im vergangenen Jahr mit fünfmal Bronze in Shanghai ihre schlechteste WM-Bilanz verbucht hatten, seit 1996 bei Olympia nicht mehr gewonnen. Steffen, die mit ihrem Gold-Double über 50 und 100 m Freistil vor vier Jahren in Peking ein Debakel für den DSV verhinderte, ist nach dem frühen WM-Aus und ihrer vorzeitigen Abreise aus Shanghai wieder zurück in der Weltspitze. Bei der EM im Mai schwamm die Berlinerin nicht nur zu drei Titeln, sondern auch so schnell wie seit ihren Weltrekorden 2009 nicht mehr.

„Ich versuche, noch einmal das Beste rauszuholen. Wenn dabei eine Medaille rausspringt, wäre es super“, sagte die 28-Jährige. Ihre vierten Olympischen Spiele beginnen am Samstag mit der 4x100-m-Freistilstaffel - und der ersten Chance auf eine Medaille. „Ich bin ganz, ganz unten gewesen, mir kann mich nichts mehr passieren, es ist nur Schwimmen. Aber es ist auch eine ganz große Chance, deshalb gibt es kaum Furcht, nur Vorfreude.“ Ihr Freund Biedermann, der vor zwei Monaten ebenfalls dreimal EM-Gold gewann, ist in London über seine Weltrekordstrecken 200 und 400 m Freistil sowie mit der 4x200-m-Staffel Medaillenkandidat.

„Ich könnte wieder zehn Namen runterbeten, die sind alle bekannt, ich habe genug Konkurrenz auf meinen Strecken. Gegen die will ich natürlich bestehen“, sagte der Hallenser. Über die 200 m sind seine Chancen gestiegen, weil Rekord-Olympiasieger Michael Phelps auf diese Strecke verzichtet. Dem US-Superstar hatte Biedermann 2009 WM-Titel und Weltrekord entrissen. Doch so recht traut der 25-Jährige dem Braten noch nicht: „Die Amerikaner haben schon oft viel erzählt. Ich glaube es erst, wenn er im Vorlauf nicht am Start ist.“ Neben den Stars Steffen und Biedermann sowie den Staffeln hofft der DSV auch auf die Senkrechtstarter der vergangenen Monate.

„Christian vom Lehn als WM-Dritter ist ebenfalls ein Kandidat für Edelmetall, und auf Jan-Philip Glania darf man sehr gespannt sein“, sagte DSV-Leistungssportdirektor Lutz Buschkow. Neben dem Wuppertaler vom Lehn rechnet sich über 200 m Brust auch dessen Darmstädter Rivale Marco Koch Medaillenchancen aus. Der Vize-Europameister fühlt sich „so stark wie noch nie“. Newcomer Glania, der bei der DM „Oldie“ Helge Meeuw den Rang ablief und ihm den deutschen Rekord über 200 m Rücken abnahm, will diese Zeiten in London bestätigen. „Wenn noch mal ein deutscher Rekord rausspringt, wäre es natürlich super“, sagte der 23-Jährige aus Fulda, der in Frankfurt trainiert. Küken im 27-köpfigen Olympiateam der Beckenschwimmer ist Alexandra Wenk.

Die 17-jährige Münchnerin qualifizierte sich als Schmetterling-Meisterin für die Lagenstaffel und gewann bei der EM im Mai bereits ihr erstes Gold. „So langsam könnte es losgehen. Die Anspannung steigt“, sagte Wenk: „Die EM hat mir sehr viel Erfahrung gebracht. Vor vier Jahren als 13-Jährige davon geschwärmt, jezt stehe ich selber auf dem Startblock.“ Erhebliche Zweifel an der Leistungsstärke hatte zuletzt Ex-Bundestrainer Dirk Lange geäußert.

Die angestrebte Medaillenausbeute sei „aus heutiger Sicht fast unmöglich“, sagte der Hamburger, von dem sich der DSV Ende 2011 getrennt hatte. Diagnostik-Bundestrainer Markus Buck, der Teile von Langes Aufgaben übernommen hat, ist vorsichtig: „Selbst mit persönlicher Bestleistung kann es ohne Medaille ausgehen. Es wird ein Kampf, von Anfang an. Ich erwarte, dass jeder sein Bestes gibt.“