Schach Schach: Hettstedt übertrifft die Erwartungen

Hettstedt/MZ. - An den Brettern saßen sich die Spieler der Schachfreunde Hettstedt und des SV Sangerhausen gegenüber. Erfreulich ist die Tatsache, dass sich gleich zwei Mannschaften aus unserem relativ kleinen Landkreis Mansfeld-Südharz für das Elite-Turnier qualifizieren konnten, was natürlich auch für die hervorragende Jugendarbeit beider Vereine spricht.
Erfreulich auch der Umstand, das es für beide Teams in der Schlussrunde um eine Platzierung im Vorderfeld ging. Doch statt sich noch einmal im Kampf gegen die Schachmetropolen Deutschlands beweisen zu können, war man nun unglücklicherweise in der Situation, sich gegenseitig Punkte abnehmen zu müssen. Hettstedt ging in dem bis zum letzten Zug spannenden Match zunächst mit zwei Punkten in Führung, doch die cleveren Rosenstädter schafften den Ausgleich. Als dann Hettstedts Mannschaftsleiter Tobias Kunth in der Endphase der letzten Partie das Remisangebot von Christian Günther akzeptierte, war das 3:3 besiegelt. Damit musste Sangerhausen dem SC Dillingen den angestrebten dritten Platz überlassen und belegte Rang vier. Deutscher Meister wurde der Hamburger SK 1830, Zweiter die Schachgesellschaft Bochum. Die Schachfreunde Hettstedt erreichten mit 7:7 Mannschaftspunkten einen guten neunten Platz und konnten die eigenen Erwartungen deutlich übertreffen.
Misslungen war nur der Start ins Turnier: Das Los führte sie mit dem späteren Deutschen Meister aus Hamburg zusammen, der sicher mit 5:1 gewann. Anschließend unterlag man Leipzig-Gohlis mit 2:4. Doch dies sollten die einzigen Niederlagen bleiben. Der erste Punktgewinn gelang in Runde drei mit einem 3:3 gegen Pang Rosenheim. Es folgten zwei Siege über SF Bad Mergentheim und den SC Tamm 74, sowie ein Remis gegen den Heilbronner SV, bevor es dann zum Nachbarschaftsduell auf bayrischem Boden kam. Erfolgreichster Spieler der Hettstedter war Felix Kaczmarek an Brett fünf, der in den sieben Partien 6,5 Punkte erkämpfte. Für diese herausragende Leistung wurde er mit einem Sonder-Pokal für das beste Einzelergebnis des Turniers ausgezeichnet.
Für die Schachfreunde Hettstedt geht mit dieser Deutschen Meisterschaft eine außergewöhnliche Ära zu Ende. An den ersten drei Brettern der Mannschaft spielten Sandra Krege, Annett Hofmann und Kai Friedrich - jene Spieler, die als Kinder im Jahre 1999 den Deutschen Meistertitel der U-12-Mannschaften erkämpften. Sandra Krege und Annett Hofmann gewannen zudem die Deutschen Einzelmeisterschaften 1999 und 2000, waren Kaderspieler und nahmen an Weltmeisterschaften teil. In den folgenden Jahren waren vor allem diese drei Namen ein Garant für serienweise gute Ergebnisse im Nachwuchsschach und machten den kleinen Verein weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. In Kelheim spielten Sandra Krege und Kai Friedrich nun ihre endgültig letzten Partien im Jugendbereich, ebenso wie Tobias Kunth (Brett 4), der seine Spielstärke erst in den letzten Jahren entfaltete und als Mannschaftsleiter das Team führte. An den Brettern fünf und sechs bewährten sich Felix Kaczmarek und Jan Friedrich, die die Speerspitze einer nachfolgenden Generation guter Spieler sein könnten.
In von den Schachfreunden Hettstedt betreuten Schulschach-Gruppen spielen derzeit viele Kinder ihre ersten Partien. Vielleicht wird die Begeisterung für die Schönheit und die Logik des Spiels einige davon aktiv zum Schachsport führen.