1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Schach: Schach: Figur als Wurfobjekt benutzt

Schach Schach: Figur als Wurfobjekt benutzt

Von Thomas Tominski 01.07.2001, 13:02

Wittenberg/MZ. - Julia ist der Spaß, junge Männer am Brett herauszufordern, trotzdem nicht vergangen: "Mädchen werden bei Turnieren oft unterschätzt. Wenn ich meinen Gegner erst in die Defensive gedrängt habe, ist es für ihn meist zu spät." Die 11-jährige Laura, die vor zwei Wochen in Löberitz den Supercup und den Landesmeistertitel im Schnellschach gewann, fordert lieber die jungen Damen heraus. Bei ihren beiden Pokalsiegen hatten jedoch auch die Jungen keine Chance. Ihre Lieblingsfigur ist der Läufer.

Die beliebteste Eröffnung: sizilianisch. Warum? "Ich agiere gern offensiv. Figur und Eröffnung sind für diese Spielweise prädestiniert." Auch die 13-jährige Julia setzt als Landesmeisterin voll auf Angriff und nimmt am liebsten den Springer zwischen Daumen und Zeigefinger. Tricks "lauschen" sich beide nicht nur von früheren Weltmeistern Robert Fischer (USA) und José Raul Capablanca (Kuba) ab, sondern vor allem von ihrer Trainerin Christin Burisch. Übereinstimmendes Fazit: Unser Vorbild. Und was macht den Reiz dieser Sportart aus? "Wir lösen selbst in unserer Freizeit gern Mathe-Aufgaben. Schach fördert das logische und strategische Denken. So etwas kann man im Leben immer gebrauchen." Zweimal wöchentlich gehen sie im TSG-Vereinsheim zum Training und versuchen dort knifflige Aufgaben zu erledigen. Ihre liebste Farbe ist Schwarz. Der Gegner muss agieren, sie können reagieren und auf Fehler warten. Etwas haben beide noch gelernt: Ausdauer. Erst nach etwa zwei bis vier Stunden endet ein spannendes Match. Wer konzentriert bleibt, gewinnt.

Stolz sind Laura und Julia, dass sie in ihren Altersklassen am ersten Brett sitzen. Wer hier spielt, ist der Chef und legt fest, ob Teamkollegen ein Remis-Angebot annehmen dürfen oder nicht. In ihrer Freizeit stellen sie die Figuren lieber in den Schrank, hören Musik, lesen oder bringen Hamster Susi Kunststücke bei. Nur etwas stimmt sie traurig: "Wenn es beim Schach genauso viel Verletzte geben würde wie beim Fußball, wäre unserer Sport sicherlich interessanter."