SC Freiburg SC Freiburg: Dauerbrenner Stocker
Freiburg/dpa. - Er war bereits Präsident des SC Freiburg, als Willy Brandt noch Bundeskanzler war. Heute ist Achim Stocker der dienstälteste Clubchef in der Bundesliga und ein Ende seiner seit 1971 währenden Ära nicht abzusehen. «Eigentlich hatte ich vor, im kommenden Jahr aufzuhören», sagte Stocker im dpa-Gespräch. Wenn die Gesundheit aber mitspielt, kann sich der 69-Jährige doch eine weitere Amtszeit vorstellen.
«Beim Staat hat man gesagt, mit 65 ist Schluss. Doch Leute wie Ministerpräsident Erwin Teufel bleiben ja auch bis an die Kante», meinte der ehemalige Finanzdirektor. «Die aktuelle Wahlperiode läuft 2004 aus. Die Entscheidung, ob ich mich wieder wählen lasse oder mich in Zukunft auf meinen Hund konzentriere, ist noch nicht gefallen. Die Tendenz geht aber durchaus dahin weiterzumachen.»
Eine Herzensangelegenheit ist Stocker die weitere Zusammenarbeit mit Trainer Volker Finke, den er 1991 zum damaligen Zweitligisten geholt hatte. Beide stehen für den Erfolg der Breisgauer, der sogar ein Mal (1995) bis in den UEFA-Cup führte. «Wenn der Trainer sagt, er bleibe, dann sind wir froh», kommentierte der frühere Beamte erleichtert die Signale des Fußballlehrers, im Breisgau weitere Aufbauarbeit leisten zu wollen. Zwar gehöre der kauzige Coach zu denen, «die immer alles besser wissen, aber die sind es ja meistens, die etwas besonderes haben», meinte der SC-Präsident.
Was die tägliche Arbeit betrifft, kann Stocker zudem nur Positives berichten. Das Engagement Finkes sei beispielhaft. «Er kommt jeden Tag um neun und bleibt bis abends um sieben oder noch später auf dem Gelände», lobte er die tadellose Trainertätigkeit. Finke bringe sich immer voll ein. Sportlich sei alles im Lot.
Der Präsident ist ebenfalls täglich vor Ort. Das bedeute «nicht nur rumsitzen und blöd schwätzen». Früher hat der heutige Pensionär sich zwar persönlich um fast alles gekümmert, um «die Dinge, die das Leben im Verein interessant machen», meinte Stocker. «Ein bisschen Wehmut» komme wegen des Wandels auf. Im sportlichen Bereich gebe es heute eine klare Abgrenzung. «Die Zeiten haben sich nun mal geändert», meinte Stocker: «Das sportliche Profil wird vom Trainer geprägt.»
Geht es ums Finanzielle, ist der Fachmann «voll involviert». Stocker sieht seinen Sportclub zwar nach wie vor wirtschaftskräftiger Konkurrenz ausgesetzt. «Solange sich das alles rechnen und finanziell darstellen lässt, muss man damit leben, auch als Kleiner», sagte er. «Natürlich schaut man mal ein bisschen neidisch auf die Dinge, die für einen selbst nicht erreichbar sind.» Die Top-Clubs «leben in einer völlig anderen Größenordnung».
Ziel der Freiburger ist, möglichst lange in der Bundesliga zu bleiben. «Wenn wir das auch diese Saison schaffen, dann bin ich schon mehr als glücklich», sagte Stocker. Denn der Dauerpessimist, der früher zu Heimspielen nicht mal ins Dreisamstadion kam, findet: «Du musst immer mit dem Schlimmsten rechnen.» Das habe man vor zwei Jahren gesehen, als der SC trotz großen Abstands zum Tabellenkeller in der Winterpause am Ende doch noch abstieg. Und auch diesmal, so Stocker, «ist der Käs' mit 21 Punkten noch nicht gegessen».