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Rudern Rudern: Neuer Schub an der Wiege?

Von Christoph Karpe 01.09.2004, 20:08
Ausgelaugt und enttäuscht saß Marcel Hacker im Boot, nachdem er den Endlauf von Athen verpasst hatte. (Foto: dpa)
Ausgelaugt und enttäuscht saß Marcel Hacker im Boot, nachdem er den Endlauf von Athen verpasst hatte. (Foto: dpa) dpa

Halle/Magdeburg/MZ. - Doch als offenes Geheimnis gilt: Nach dem olympischen Debakel - und das war es für den Weltmeister von 2002 mit dem Verpassen des Endlaufs - sucht Hacker einen neuen Karriere-Kick und der SCM ein neues Aushängeschild seiner Ruderer-Abteilung. Zumal der zweimalige Olympiasieger Andre Willms zurück getreten ist. "Es gibt Gespräche", bestätigt Michael Müller, der Sportdirektor des deutschen Verbandes, die Annäherung. "Marcel ist ja ein bekennender Ossi, da ist es naheliegend, dass er wieder in den Osten geht. Magdeburg ist ein hervorragender Standort", meint Müller. Kassel, wo Hacker bei Trainer-Autodidakt Andreas Maul seinen Individualismus zelebrieren konnte, sei dagegen im Rudern "etwas Prärie".

Ein Wechsel nach Magdeburg, wo Hacker nicht nur in Jugend-Coach Bernd Stumpe immer noch gute Freunde hat, könnte auch der etwas labilen Psyche des Exzentrikers zu neuer Stabilität verhelfen. Denn Aussetzer in Halbfinals sind für den 1,96 Meter großen Kerl nicht neu. Nach zwei Mal WM-Silber im Doppelvierer, probierte er es 1999 erstmals im Männerbereich auf eigene Faust und verpasste in St. Catherines (Kanada) den Endlauf. Nach dem B-Finale verlor er das Bewusstsein und kenterte. Geschockt kehrte er der Heimat den Rücken. Auch, weil er sich hinter Andre Willms zurückgesetzt und unfair behandelt fühlte. Auf Bronze in Sydney folgte 2001 der nächste Zwischenfall. Nach seiner Pleite im WM-Semifinale von Luzern plumpste er aus dem Boot und musste von Schwimmern aus dem Wasser gerettet werden. "Da hab ich alles falsch gemacht", fand er da eine mentale Ursache für sein Scheitern. In Athen klang es ähnlich: "Mein Kopf war wie Beton."

"Er muss wie ein Alkoholiker erkennen, dass er Betreuung braucht", meint Hans-Herwig Ritter. Auch der Chef des Landesruderverbandes glaubt, dass Hackers Weg zurück an seine sportliche Wiege der Karriere des 27-Jährigen nur förderlich sein kann. "Aber bei aller Individualität eines Einer-Ruderers: Er muss lernen, sich in eine Gruppe einzubringen, auch wenn es ihm schwer fällt. Ein Thomas Lange konnte das auch", nennt Ritter den zweifachen halleschen Solo-Olympiasieger und Hackers Vorbild als Beispiel. Das physische Zeug dazu, in Peking wenigstens ein Mal Olympia-Gold zu gewinnen, hat Marcel Hacker zweifellos.