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Projektarbeit Projektarbeit: Schüler folgen Todesmarsch

Von Angelika Andräs 28.05.2001, 15:02

Rehmsdorf/Zeitz/MZ. - "So ein Projekt ist sehr wichtig", sagt Romy Arnold, "wir sind verpflichtet, daran zu erinnern, was mit den Juden geschah." Die Schüler des Fachgymnasiums der Berufsbildenden Schulen Zeitz kümmern sich um das Erinnern allerdings nicht nur im Unterricht. Als Vertreter der ersten Schule machten sie sich mit ihrer Ethiklehrerin Anke Gehrt-Wotzik und ihrer Sozialkundelehrerin Iris Güttner auf einen langen Weg. Sie verfolgten den Todesmarsch der Häftlinge vom Rehmsdorfer Lager, Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald, nach Theresienstadt. Schon seit zwei Jahren befassten sie sich in Projektform mit diesem Thema, gingen auf jüdische Spurensuche, besuchten Rehmsdorf. Dort vor allem den Ortschronisten Lothar Czoßek, dem die Geschichte des Lagers längst Lebensaufgabe wurde, wie Bürgermeister Manfred Meißner meint.

So war auch Czoßek der richtige Ansprechpartner, als die Schüler mit einem Überlebenden ins Gespräch kommen wollten. Die Kontakte zu Harry Magaram, einem aus Riga stammenden jüdischen Häftling, waren geknüpft. Bis zur Idee, den Todesmarsch zu verfolgen, war es dann nicht mehr weit. Schließlich hatten Schüler des Fachgymnasiums bereits an Gedenkveranstaltungen in Rehmsdorf teilgenommen und Magaram kennen gelernt. Und außerdem, so Frau Güttner, sei der Marsch bis Theresienstadt wenig belegt. Deshalb auch sollen die Erfahrungen und Erlebnisse der Jugendlichen in eine umfassende Dokumentation einfließen. Auch eine Videodokumentation, für die vor allem Daniel Raschke und Christoph Ahrend sorgten.

Nach der Vorbereitung im Rahmen der Projektwoche ging es im April auf Studienfahrt. Unkonventionell und problemlos hatten Rehmsdorfs Bürgermeister Meißner, Burgenland-Landrat Martin Groß und das Kultusministerium Sachsen-Anhalts das Projekt vor allem finanziell unterstützt. Auch der Marienberger Landrat half, denn Station wurde in Marienberg im Erzgebirge gemacht. Unterkunft, Verpflegung und Bustransfer waren organisiert und kostenlos. Das alles sei heute alles andere als normal, meint Frau Güttner. Besucht wurden die Gedenkstätten Gelobtland und Reitzenhain bei Marienberg und die Gedenkstätte Theresienstadt.

Das Gedenken an die Opfer hatten die Schüler selbst vorbereitet: Mit Musik - Matthias Helgert hatte extra Klezmermusik einstudiert -, Gedichten und Rosen. Jede dieser persönlichen Erfahrungen berührte persönlich, weckte tiefer gehende Empfindungen, wie es Beatrice Weigelt beschreibt. Und Franziska Krauß fügt hinzu, dass man wohl sonst kaum die Möglichkeit hätte, mit einem Zeitzeugen zu sprechen, live zu hören, was geschah. Das eben sei ganz nah gegangen. Bürgermeister Meißner kann da nur zustimmen. Es seien in und um Rehmsdorf immer weniger Menschen, die aus eigener Erfahrung berichten könnten, was in den Kriegsjahren geschah. Dabei müsse es doch auch angesichts der aktuellen Situation wach gehalten werden. "Ja", setzt Romy Arnold nachdrücklich hinzu, "es ist nun einmal unsere Geschichte, ob uns das passt oder nicht. Es muss weiterleben."