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MZ-Gespräch mit Sandra Dirksen MZ-Gespräch mit Sandra Dirksen: Stolz größer als Sehnsucht

23.08.2004, 18:27

Dessau/MZ. - Wie haben sich die ersten Tage in der Schweiz angefühlt?

Dirksen: Absolut positiv. Ich dachte nur: Ich will das unbedingt. Am Anfang war es natürlich schon komisch, auf einmal so allein. Alles war neu. Aber ich bin sehr gut aufgenommen worden. Das erste Vierteljahr haben Katja und ich bei unserem Physiotherapeuten gewohnt. Am 1. September ziehen wir beide in eine Wohngemeinschaft mit einer weiteren Spielerin aus Luzern.

Wie war dann das erste Training bei den Kloten-Bülach Jets?

Dirksen: Na ja, als ich die anderen Spieler so auf dem Feld gesehen habe, dachte ich schon erstmal: Oha. Die waren aber total offen und gaben mir nie das Gefühl eine Außenseiterin zu sein. Ansonsten ist da alles total professionell. Ich habe schon unheimlich viel gelernt in der kurzen Zeit. Vier mal in der Woche haben wir Training und dann gehen wir noch ins Fitness-Studio, da werden die Beine dann irgendwann ziemlich müde. Aber jetzt habe ich mich daran gewöhnt.

Welche Rolle spielst Du im Team?

Dirksen: Jetzt geht es gerade darum, einen Stammplatz zu ergattern. Deshalb musste ich leider auch das Nationalmannschafts-Trainingslager absagen, denn in der Schweiz laufen gerade wichtige Vorbereitungsturniere, und da darf ich dann natürlich nicht fehlen. Ansonsten versuchen wir beide natürlich immer da zu sein.

Was machst Du, wenn gerade nicht trainiert wird?

Dirksen: Natürlich sind wir mit der Mannschaft auch nach den Spielen oder dem Training unterwegs, deshalb mag ich den Teamsport ja so. Die Mädchen sind alle in meinem Alter und zu unseren Sponsoren gehört auch eine Disko, da gehen wir ziemlich oft hin. Außerdem habe ich zwei Jobs. Ich arbeite in einem Restaurant und bei Ikea im Verkauf.

Gibt es Verständigungsprobleme mit den Schweizern?

Dirksen: Sprachlich ist das sehr lustig. Es existieren für viele Dinge ganz andere Bezeichnungen als bei uns. Aber ich verstehe das mittlerweile sehr gut, rede sogar selbst manchmal schon so. Wenn ich aber mal etwas nicht kapiere, ist das kein Problem. Wenn man nachfragt, wollen die Leute meistens gleich wissen, woher man stammt. Ich glaube, die Schweizer sind aufgeschlossener als wir. Die kommen auf einen zu und fangen gleich mal ein Gespräch an.

Trotzdem schön, wieder mal zu Hause zu sein?

Dirksen: Ich bin nur übers Wochenende in Dessau. Der Alltag hier, Leute treffen, da freut man sich über jeden, den man wieder sieht. Wenn es sich zeitlich einrichten lässt, will ich auf jeden Fall mal wieder ein kleines Unihockey-Gastspiel hier in Dessau geben.

Wie gehen Deine Eltern und Deine Schwester damit um, Dich so selten zusehen?

Dirksen: Ziemlich gut, wir telefonieren oft und schicken Mails, meine Telefonrechnung ist natürlich ordentlich. Ich glaube aber, der Stolz bei ihnen ist größer als die Sehnsucht. Und meine Schwester hat mich auch schon mal besucht. Weihnachten kommt dann die ganze Familie zum Ski fahren.

Das heißt, die Schweiz ist Deine neue Heimat?

Dirksen: Auf jeden Fall. Bisher ist dort alles genau so gelaufen, wie ich mir das auch gewünscht habe. Ich fühle mich in der Schweiz total wohl.