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Mord an Harzgeröder Unternehmer Mord an Harzgeröder Unternehmer: Bürger traf am 29. März 2001 auf seine Peiniger

Von Hendrik Kranert 22.05.2001, 14:22

Halberstadt/MZ. - Klar ist inzwischen nur, dass Bürger am späten Abend des 29. März seinen Peinigern gegenüber gestanden haben muss. "Gegen 21 Uhr wurde er das letzte Mal gesehen", sagte der Chef der 22-köpfigen Sonderkommission "Audi", Frank Götze. Auf dem Gelände der Holzbau GmbH im Gewerbegebiet Augustenhöhe "gab es die erste Auseinandersetzung mit den Tätern", erklärte der Kriminalhauptkommissar. Blutspuren, die inzwischen dem Bauunternehmer zugeordnet wurden, belegen dies. Ob aber Bürger bereits in Harzgerode mit massiven Schlägen getötet wurde oder aber an einem anderen Ort, ist den Ermittlern bislang nicht klar.

Unklar ist auch, ob der Harzgeröder auf direktem Weg im Kofferraum seines dunkelblauen Audi A6 zum Flughafen Leipzig/Halle gebracht wurde - der Wagen hat keinen Bordcomputer. Fakt ist nur, dass Bürger nicht mit der im Auto gefundenen Eisenstange getötet wurde, wie zunächst vermutet. Sein Werkzeug ließen die Täter dem Bauunternehmer, ansonsten aber fehlten sämtliche persönlichen Dinge: Brieftasche, Papiere, Autoschlüssel und das Handy. Auf dem Parkplatz am Alten Tower fand ein Bekannter Bürgers am 1. Mai die Limousine, die er tags darauf als die des Bauunternehmers identifizierte und den Fund der Polizei meldete. Ein "glücklicher Umstand", wie auch Kriminalist Götze fand, der den "beachtlichen Zufall" aber nicht weiter kommentieren wollte. Ein konkreter Hinweis auf mögliche Täter sei dies jedenfalls nicht, auch nicht die zahlreichen Gerüchte, die im Harz kursierten.

33 verschiedene Spuren fand die Polizei am Tatort Harzgerode und 198 an Bürgers Audi, aber bislang nicht den entscheidenden Hinweis. "Das Landeskriminalamt hat die Auswertung übernommen", so Götze. Bislang gibt es auch nur zwei Zeugen, die am Tage des Verschwindens "Fahrzeuge und Personen" an der Holzbau GmbH gesehen haben, jedoch nichts von der Tat mitbekamen. Ein Zeuge vom Leipziger Flughafen will gesehen haben, dass die Kofferklappe des Audi Tage vor Auffinden der Leiche einen Spalt geöffnet war. "Wir wissen nicht, ob jemand noch einmal am Wagen war oder ob die Klappe die ganze Zeit offen stand", erklärte Götze. Deshalb konzentrieren sich die Ermittlungen auch auf das Auffinden weiterer Zeugen, die wissen, wie lange der Audi (QLB-HB 73) am Airport geparkt war oder ganz und gar beobachtet haben, wann er und von wem abgestellt wurde. Der Parkplatz wurde nicht videoüberwacht. In die Puzzlearbeit fügt sich auch die Suche nach dem Motiv ein, wenngleich die Soko vor allem im unternehmerischen Umfeld Bürgers fahndet: "Das Baugeschäft ist hart umkämpft, entsprechend sind die Bandagen."

Der Unternehmer war Götze zufolge seit der Wende auf auf mehreren Geschäftsfeldern tätig, an etlichen Firmen - meist als Geschäftsführer - beteiligt, von denen es einige nicht mehr gibt. Und Götze bestätigte die Existenz von "Außenständen" als Ansatzpunkt für Ermittlungen. Erst wenige Tage vor seinem Tod soll Bürger die Halberstädter Rena-Bau in den Konkurs geführt haben - mit Schulden in Millionenhöhe.