1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Leipzig: Leipzig: «Echte» Lok-Fans beim Stadion-Einsatz

Leipzig Leipzig: «Echte» Lok-Fans beim Stadion-Einsatz

Von Frank Kastner 18.02.2007, 17:00
Die Polizeioberkommissarin Silvaine Reiche zeigt am Donnerstag (15.02.2007) die Fotos für die Öffentlichkeitsfahndung nach den Verdächtigen der schweren Fußball-Krawallen vom letzten Wochenende in Leipzig. (Foto: dpa)
Die Polizeioberkommissarin Silvaine Reiche zeigt am Donnerstag (15.02.2007) die Fotos für die Öffentlichkeitsfahndung nach den Verdächtigen der schweren Fußball-Krawallen vom letzten Wochenende in Leipzig. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Leipzig/dpa. - Fast 300Fans des Traditionsvereins trafen sich nach der Absetzung von über 60Spielen am Wochenende in Sachsen im Leipziger Bruno-Plache-Stadion zueinem freiwilligen Arbeitseinsatz, um eine Woche nach den Krawallenein Zeichen gegen Gewalt zu setzen. Bundesinnenminister WolfgangSchäuble (CDU) nahm derweil nach den schweren Ausschreitungen inLeipzig die Vereine in die Pflicht, mit aller Macht gegen Hooligansvorzugehen. «Zudecken, Beschwichtigen und Schweigen gilt nicht mehr.Die Clubs müssen sich bekennen, Gewalttäter aktiv ächten und in dieJugendarbeit investieren«, sagte Schäuble der «Bild am Sonntag».

Vereinen drohe «der Ausschluss aus der Fußballfamilie», solltensie nicht aktiv der Gewalt ihrer Fans entgegenwirken. Nur gemeinsammit dem Fußball, den Clubchefs und den echten Fans, so Schäuble,könne im Kampf gegen die Gewalt «der Durchbruch gelingen». Die Fansseien «zum allergrößten Teil friedliche Mitbürger», sagte Schäuble.Damit die Hooligan-Problematik nicht weiter um sich greife, dürfe mandie Probleme in unteren Ligen nicht verharmlosen.

Mit Blick auf die Ereignisse in Leipzig, wo hunderte von Hooligansam vergangenen Wochenende Jagd auf Polizisten gemacht hatten, sagteder Innenminister: «Die Polizeikräfte des Bundes und der Ländererledigen beim Schutz von Fußballspielen einen tollen Job. Doch hiermussten über dreihundert Polizisten ein Spiel der sechsten Ligasichern. So darf es nicht weitergehen!».

Der Leiter der Koordinationsstelle «Fan-Projekte» bei derDeutschen Sportjugend, Volker Goll, wies die Verantwortlichen inSachsen darauf hin, dass die Verstärkung der Polizeitruppen nichtunbedingt zum Abbau von Gewalt in den Stadien führe. Das zeige dasBeispiel Italien. «In Italien hat man 20 Jahre nur auf die Polizeigesetzt - und das sagen wir auch immer dem Land Sachsen. Wenn dersächsische Innenminister sagt, er möchte keine italienischenVerhältnisse, dann sollte er sich auch nicht wie ein italienischerMinister aufführen», sagte Goll dem Deutschlandradio Kultur.

Lok-Präsident Steffen Kubald appellierte noch einmal an diePolitik und bat um Hilfe: «Man darf uns jetzt nicht allein lassen unduns zum Sündenbock der Gesellschaft machen.» Das Vereinsoberhauptzeigte sich angetan von der großen Resonanz beim wochenendlichen«Subotnik»: «Eine Super-Sache, vor allem weil es eine Aktion von Fansfür Fans war», sagte er zu dem Arbeitseinsatz.

Organisator Nico Wycisk hatte auf Grund der zahlreichenFreiwilligen sogar Startprobleme: «Wir hatten gar nicht so vielArbeitsgeräte, daher haben wir die Tätigkeitsfelder im und um dasStadion sofort erweitert.» Die Fans erledigten im StadionAufräumarbeiten, harkten und fegten die Anlage und besserten dierenovierungsbedürftige Arena sogar mit Malerarbeiten aus.

Die Leipziger Polizei hat nach der Veröffentlichung von Fotos undVideos erste Fahndungserfolge registriert. So hat sich ein achtermutmaßlicher Hooligan selbst gestellt. Neben drei bereits bei denKrawallen Festgenommenen wurde ein Verdächtiger aus dem Raum Torgauidentifiziert, drei weitere Personen wurden anhand erlittenerHundebisse ermittelt. Es handle sich teils um Familienväter aus gutensozialen Verhältnissen, hieß es. Unter den Verdächtigen ist einZeitsoldat der Bundeswehr. Nach Behördenangaben entstand bei denAusschreitungen ein Sachschaden von 56 000 Euro an derPolizeiausrüstung und von 15 000 Euro in der Umgebung.

Sven Hellmund, Mittelfeldspieler des 1. FC Lok Leipzig, entschuldigt sich am Freitag (16.02.2007) in Leipzig bei Polizeimeisterin Katrin Richter (r) und Polizeikommissarin Anne Richter, die bei Krawallen von Hooligans attackiert wurden. (Foto: dpa)
Sven Hellmund, Mittelfeldspieler des 1. FC Lok Leipzig, entschuldigt sich am Freitag (16.02.2007) in Leipzig bei Polizeimeisterin Katrin Richter (r) und Polizeikommissarin Anne Richter, die bei Krawallen von Hooligans attackiert wurden. (Foto: dpa)
dpa-Zentralbild