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finanzen „Rente und Aktien sind eine ideale Kombination“

Walter Schmitz, Urgestein der deutschen Investment-Branche, über das von der Ampel-Koalition beschlossene „Generationenkapital“.

30.04.2024, 13:55
Foto:
Foto: Walter Schmitz

Mit mehr als 60 Jahren Berufserfahrung und seinen mittlerweile 82 Jahren gilt Walter Schmitz als Urgestein und Graue Eminenz der deutschen Investment-Branche. Vor zwei Jahren, mit 80, wagte er ein weiteres Startup, gründete eine neue Fonds-Gesellschaft und lancierte den Aktienfonds „All Stars 10 × 10. Im vergangenen Jahr erreichte der Fonds einen Wertzuwachs von nahezu 20 %. Im Interview zeigt sich Schmitz zufrieden. Denn „endlich hat auch die Politik in Deutschland verstanden, dass die Kapitalmärkte einen wertvollen Beitrag zur Stabilisierung unseres Rentensystems leisten können.“

Herr Schmitz, offenbar sind Sie zufrieden mit dem, was die Ampel „Generationenkapital“ nennt…

Walter Schmitz: Ich bin halbwegs zufrieden, ja. Denn seit Jahrzehnten predige ich gebetsmühlenartig, dass Aktien und Aktienfonds eine erstklassige Altersvorsorge sind. Erst recht, wenn sie zur Ergänzung und Stabilisierung unseres Rentensystems beitragen sollen.

Was die „Ampel“ kürzlich beschlossen hat kommt den sogenannten Staatsfonds immerhin recht nahe. Mit ihnen haben Länder wie Norwegen, Kuwait, Abu Dhabi, Singapur und einige andere mehr eindrucksvoll vorgemacht, dass sich Altersversorgung und Kapitalmärkte nicht widersprechen, sondern sehr gut miteinander harmonieren. Bedauerlich ist nur, dass unsere Politiker dies so spät erkannt haben und erst jetzt einen Kurswechsel einleiten. Doch sehen wir es positiv: Besser spät als nie.

Bis zum Jahr 2035 will der Bund einen Kapitalstock von mindestens 200 Milliarden Euro aufbauen. Mit diesem Geld sollen jedes Jahr rund 10 Milliarden Euro an Erträgen erwirtschaftet werden. Reicht das, um die gesetzliche Rente zu stabilisieren?

Walter Schmitz: Zumindest auf den ersten Blick wirkt dies wie der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Der norwegische Staatsfonds beispielsweise verwaltet Assets für 1,1 Billionen Dollar, in den Staatsfonds von Kuwait und Singapur stecken rund 800 respektive 700 Milliarden US-Dollar.

Klar, auch diese Staaten haben seinerzeit klein angefangen. Bleibt zu hoffen, dass wir in Deutschland in nicht allzu ferner Zukunft dieses Niveau ebenfalls erreichen werden. Doch ich bezweifle, dass die angestrebten jährlich 10 Milliarden Euro Erträge aus dem neuen „Generationenkapital“ ausreichen, die gesetzliche Rente auf Dauer abzusichern – selbstverständlich bei halbwegs stabilen Beiträgen.

Experten befürchten, dass unser Rentensystem schon bald auf sehr wackeligen Beinen stehen wird? Wie könnte die Politik das verhindern?

Walter Schmitz: Tatsächlich wird es äußerst schwierig, das aktuelle Versorgungsniveau beizubehalten, ohne die Beiträge zu erhöhen. Was erheblichen politischen und sozialen Zündstoff birgt. Bisweilen habe ich den Eindruck, dass Politiker im Hinblick auf die gesetzliche Rente nicht immer mit offenen Karten spielen. Es wird der Anschein erweckt, die gesetzliche Rente reiche völlig aus, um den gewohnten Lebensstandard zu behalten. Das ist falsch, wie viele Menschen am eigenen Leib verspüren. Dabei haben wir in Deutschland praktisch alles, um den Lebensabend finanziell weitgehend sorgenfrei zu gestalten.

Sie spielen auf das sogenannte 3-Säulen-Modell an …

Walter Schmitz: Ja, denn die Altersversorgung ist letztlich die Summe aus gesetzlicher Rente, Betriebsrente und privater Vorsorge. Jene private Vorsorge wird jedoch nach meinem Geschmack stiefmütterlich behandelt. Namhafte Wirtschaftswissenschaftler fordern vernünftigerweise schon seit langem, die private Altersabsicherung Kapitalmarkt-orientiert, also über Aktien und Aktienfonds, zu stärken.

Es gibt eindrucksvolle Beispiele dafür, dass dies sehr gut funktioniert. So können US-Arbeitnehmer sogenannte 401 (k)-Pläne abschließen, um einen Teil ihres Jahreseinkommens steuerfrei in private Investmentfonds einzuzahlen. Oft beteiligen sich auch die Arbeitgeber an den Investments.

Mittlerweile nutzen weit mehr als 60 Millionen US-Amerikaner diese steuerbegünstigte Möglichkeit der eigenen Altersvorsorge. Vergleichbares wünsche ich mir auch für Deutschland.

Wovon denn auch Ihr Aktienfonds „All Stars 10 × 10“ profitieren würde …

Walter Schmitz: Das wäre mir sicherlich nicht unangenehm.