1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Leichathletik: Leichathletik: Tim Lobinger bangt um Olympia-Teilnahme

Leichathletik Leichathletik: Tim Lobinger bangt um Olympia-Teilnahme

Von Ulrike John 04.07.2008, 15:45

Karlsruhe/dpa. - Vorden deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Nürnberg lassen dieSelbstzweifel den 1,93 Meter großen Stabartisten jedoch förmlichschrumpfen. Wenn der 35-Jährige an diesem Samstag zum 100. Mal inseiner Karriere die 5,80 Meter überspringen würde, dann hätte er dasTicket für Peking sicher. Doch davon ist Lobinger derzeit weitentfernt. «Statt in den Kraftraum sollte ich in die Kirche gehen, umzu beten», beklagte der deutsche Rekordhalter diese Woche seineschwache Form. Gleich sechs Konkurrenten sitzen ihm im Nacken, nurdrei dürfen zu den Olympischen Spielen.

Fast schon überschwänglich freute sich Lobinger am Dienstag überseinen fünften Platz in Bydgoszcz/Polen mit der persönlichenSaisonbesthöhe von 5,71 Metern: «Endlich ein Schlüsselerlebnis. Diese5,71 Meter bedeuten mir mehr als jede andere Leistung in diesemJahr.» Nur ein Zentimeter mehr hatte ihn wieder aufgerichtet. DreiTage zuvor war der Hallen-Weltmeister von 2003 noch völlig frustriertneben der Matte gestanden. Nach seinen 5,50 Metern von Biberachschien Lobinger Peking schon fast abgeschrieben zu haben. Er verlorsich in Sätzen wie: «Mit dem Glück des Tüchtigen kann ich nichtrechnen» und «Es gibt selten Wunder, wenn man sie erzwingt». Ersprach von einem «echt beschissenen Jahr», als ob es schon vorbei seiund sagte: «Mit 5,70 Meter habe ich nichts in Peking zu suchen.»

Zu allem Übel musste der Wahl-Münchner, der 15 Jahre lang dendeutschen Stabhochsprung weitgehend dominiert hat, in Biberach mitansehen, wie sich ein 18-Jähriger an ihm vorbei zur Nummer einsaufschwang: Raphael Holzdeppe. Der erst 18-Jährige aus Zweibrückenführt die Bestenliste mit 5,80 an. «Jetzt bin ich auf einmal derFavorit», meinte Holzdeppe, und nach Lobingers Meinung ist derGymnasiast derzeit auch der einzige, «der in Peking die Chance hat,unter die ersten Zwölf zu kommen. Für Medaillen ist unser Niveaudieses Jahr zu schlecht».

Titelverteidiger Danny Ecker, der WM-Dritte von Osaka 2007, plagtsich derzeit mit ganz anderen Sorgen herum. «Ich dachte, ich gehörenicht zum Club der Achillessehnen-Geschädigten, aber scheinbar habeich mich geirrt», erklärte der Leverkusener sein Dilemma. DieOlympia-Norm von 5,70 Meter geknackt haben neben Ecker, Lobinger undHolzdeppe auch Malte Mohr, Richard Spiegelburg (beide Leverkusen),Björn Otto (Uerdingen/Dormagen) und Alexander Straub (LG Filstal).

Falls Lobinger in Nürnberg patzt, wäre er erstmals seit 2001 nichtbei einer internationalen Freiluft-Meisterschaft dabei. Imvergangenen Jahr in Erfurt legte er einen «Salto nullo» hin, durfteaber dennoch mit zur WM nach Japan. Sein südafrikanischer TrainerChauncey Johnson ist ohnehin der Meinung: «Tim muss in diesem Sommernur an drei Tagen hoch springen.» In Nürnberg, bei der Qualifikationund im Endkampf in Peking - wenn er soweit kommt.