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Kanuslalom in Sachsen-Anhalt Kanuslalom in Sachsen-Anhalt: Schüler erklimmen die nationale Spitze

28.06.2001, 16:52

Zeitz/MZ. - Enrico Neitz ist stolz auf seine Schützlinge. Der Landestrainer für Kanuslalom kam beim No tieren der ganzen Medaillen, die die acht- bis 14-jährigen Schüler bei den Deutschen Meisterschaften in Wißmar an der Lahn (Hessen) gesammelt haben, kaum hinterher. Ehe der Zeitzer allerdings sein Buch zuklappt, folgt das Ritual. "Seit Jahren rechne ich die Resultate nach dem olympischen Punktsystem hoch, weil es keine offizielle Vereins- oder Länderwertung gibt. Für mich ist diese Auflistung aber ein echter Beleg", sagt Neitz und strahlt, als er die Zahlen präsentieren kann. Die Slalom-Talente Sachsen-Anhalts sind in Deutschland einsame Spitze, denn sie haben nach dieser inoffiziellen Wertung mit 109 Punkten die Konkurrenten aus Nordrhein-Westfalen (67) und Sachsen (57) mehr als deutlich distanziert.

Und in der Vereinswertung befindet sich mit dem KV Zeitz (1.), dem Böllberger SV Halle (4.), dem KV Magdeburg (5.) und dem ESV Merseburg (6.) ein Quartett unter den besten Sechs wieder. Immerhin nahmen die Jungen und Mädchen aus Sachsen-Anhalt 14 von 42 zu vergebenden Plaketten mit nach Hause. "In dieser Ausbeute spiegelt sich die Gemeinschaftsarbeit aller Vereine im Lande wider. In Magdeburg, Dessau, Halle, Merseburg und Zeitz wird von den ehrenamtlichen Trainern ein hervorragender Job gemacht", lobt Neitz, seit 1. Januar hauptamtlicher Landescoach, seine Kollegen in den einzelnen Vereinen. Sechs bis sieben Bundeskader (von den 15-Jährigen bis zu den Erwachsenen) sind das Soll für Sachsen-Anhalt. Damit hat Neitz mittlerweile keine Probleme mehr, wenn er nur an die bereits erfolgreich im Weltcup fahrenden Stefan Pfannmöller, Markus Becker/Stefan Henze, (alle Böllberger SV) oder Nico Bettge (Magdeburg) denkt.

Vielmehr sieht er unter den jetzt so erfolgreichen Schülern schon Kandidaten für Olympia 2008. Den Zeitzern Stephan Borchert und Michael Greim traut er ebenso den großen Sprung zu, wie dem Hallenser Erik Pfannmöller oder dem Magdeburger Martin Kronsbein. Während sich Neitz über die Erfolge freuen kann, treiben ihm die Rahmenbedingungen, unter denen die materialintensive Sportart betrieben wird, immer öfter die Schweißperlen auf die Stirn. "Unsere Trainer arbeiten ehrenamtlich. Sie investieren nicht nur viel Zeit, sondern auch immer mehr Geld. Aufgrund der weiten Wege bis zum Training auf richtigem Wildwasser steigen die Benzinkosten fast schon ins Unermessliche. Irgendwann ist das Ende der Fahnenstange erreicht", weiß Neitz. Da Sponsoren rar gesät und zumeist nur für den Hochleistungssport zu begeistern sind, müsse man andere Wege beschreiten, ist er überzeugt.

"Wir müssen Kanuslalom als eine naturverbundene Sportart für alle Bevölkerungsschichten interessant machen. Dem Breitensport darf nicht nur das Wort geredet, sondern er muss auch praktiziert werden. Schulsportfeste auf dem Wasser sind nach meiner Meinung noch immer ein riesiger Talente fundus", zählt Neitz einige Ansatzpunkte auf. Nicht zuletzt werden die Leute natürlich auch mit attraktiven Veranstaltungen angelockt. "Wenn das Wehr in Haynsburg unweit von Zeitz bis dahin den Gegebenheiten entspricht, werden 2003 dort die Deutschen Schülermeisterschaften ausgetragen. Ein Jahr später ist Königshütte Gastgeber für das nationale Jugend- und Juniorenchampionat. Und wenn der Wildwasserpark in Halle einmal Realität werden sollte, dann dürfen wir sogar von internationalen Rennen vor der Haustür träumen", nennt der Landestrainer einige Beispiele und kommt schließlich noch einmal auf den Breitensport zurück. Noch immer verunglückten viele Menschen auf den Wildbächen in den Alpen, weil sie ihre Fähigkeiten ganz einfach überschätzen.

"Die Naturschützer und Verbände sähen die Touristen aus diesem Grunde viel lieber auf offiziell zugelassenen Wildwasser-Anlagen unter fachkundiger Anleitung. Die Gefahren wären minimiert, die Kanäle weitgehend ausgelastet und zu einem bestimmten Teil wäre damit auch die Refinanzierung des sicher nicht ganz billigen Neubaus gegeben", ist Neitz überzeugt.