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Judo Judo: Für den Notfall gibt's ein Bett

Von PETRA SZAG 22.10.2008, 20:30

HALLE/MZ. - Seit August ist Schulze verantwortlicher Trainer der halleschen Judoka. Er folgte auf Frank Hölperl, der wegen einer Festanstellung an der Sportschule in Potsdam Halle verlassen hat. Schulze, zuvor nur für den Nachwuchs zuständig, hat seither im Leistungszentrum am Kreuzvorwerk die Verantwortung für die Top-Athleten. "Das war schon eine Wahnsinnsumstellung. Schließlich hatte ich die Großen bis dahin nur als Co-Trainer mitbetreut", gibt er zu.

Erstes Training schon um 7 Uhr

15 Sportler umfasst seine Trainingsgruppe. "Das zu meistern ist ein Kraftakt", erklärt der Coach. Zumal er in Holzhausen im Südosten von Leipzig wohnt. Deshalb also die Schlafgelegenheit. "Um für den Notfall gewappnet zu sein. Ich hoffe immer, dass dieser nicht allzu oft eintritt", sagt der 51-Jährige. Doch der Alltag will es oft anders.

Mit Vize-Europameisterin Claudia Malzahn trainiert er manchmal schon vor deren erster Vorlesung an der Uni. Also ab 7 Uhr. Andere Sportler können erst spät nach Feierabend oder Schulschluss. Dazu kommen Trainingslager, Wettkampfreisen, Beratungen und die Trainingsvorbereitung am Computer. Zeitlich ein hartes Brot - auch für Schulzes Frau Ingrid. Obgleich sie es nicht anders kennt, dass ihr Mann ständig unterwegs ist. Denn der Mattensport spielt von jeher eine Hauptrolle in Schulzes Leben.

Bis ins Juniorenalter legte der gebürtige Karl-Marx-Städter selbst die Konkurrenz aufs Kreuz. Die Leidenschaft für den Sport blieb auch, als er nach der Junioren-EM 1976 aus Verletzungsgründen zurückstecken musste. Deshalb machte er schließlich sein Hobby zum Beruf. "Nach meiner Ausbildung zum Physiotherapeuten habe ich später an der DHfK ein Trainerstudium absolviert", erzählt Schulze. Längere Zeit war er für Sachsens Judo-Nachwuchs mitverantwortlich und führte unter anderem die spätere WM-Dritte Annett Böhm aus Leipzig zum EM-Titel bei den U 20-Junioren.

Seit acht Jahren arbeitet Schulze nun schon in Halle. Doch war er immer für den so genannten Anschlusskader verantwortlich. Mit Claudia Malzahns kleiner Schwester Luise hat es auch in Halle schon einer seiner Schützlinge zu EM-Ehren gebracht. Vor zwei Jahren dominierte die SV-Kämpferin die U 17-Europameisterschaft. An diesem Wochenende hat Luise Malzahn sogar die Chance, bei der U 20-Weltmeisterschaft in Bangkok nachzulegen.

Die große Belastung ist ein Problem für Werner Schulze. Mit Bernd Lehmann steht ihm nur ein weiterer Übungsleiter zur Seite, der sich nun seinerseits um die Jüngeren kümmert. "Das ist zu wenig. Wir brauchen zukünftig weitere Unterstützung", stellt Schulze klar. Doch alle Investitionen in den Sport sind wegen der schwierigen Lage in Sachsen-Anhalt heikel.

Die Unsicherheit stört

Schulze selbst ist über den Trainer-Pool angestellt. Sein Vertrag läuft am Jahresende aus. Was danach wird? Er zuckt mit den Schultern. "Bisher wurde von mir nur ein Vierzeiler abgefordert, mit dem ich mein weiteres Interesse bekundet habe." Die Ungewissheit stört ihn.

Der Sachse kritisiert zudem die mangelnde Zusammenarbeit zwischen Kultusministerium und Landessportbund in Sachsen-Anhalt. "Das erschwert unsere Arbeit", sagt er. Und es gibt noch eine Sache, die Schulze schwer im Magen liegt. "Vor 15 Monaten hat man uns eine Judohalle versprochen. Auf die warten wir noch immer. Unsere Sportschüler müssen weite Wege zur Trainingsstätte zurücklegen. Das ist kein gutes Argument, wenn man Talente hier herholen will."