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Jubiläum Jubiläum: Ohne Stau ans Ziel

Von Thomas Geiger 08.03.2005, 16:07

Dortmund/dpa. - Der Autoreisezug feiert sein 75-jähriges Bestehen. Denn am 1. April 1930 wurden die ersten Personenwagen in Deutschland auf der Schiene auf die Reise geschickt.

Und auch wenn mittlerweile in jede Urlaubsregion eine Schnellstraße führt und die Autos Tausende von Kilometern Fahrt gut überstehen, sind die Argumente für die rollende Landstraße heute die selben wie damals: Wer mit dem Autozug in die Ferien fährt, kommt entspannt und ohne Stau ans Ziel, zählt die Bahn-Tochter DB AutoZug in Dortmund auf.

Im Jahr 1930 war Deutschland mit weniger als 500 000 Autos noch weit von der Massenmobilisierung entfernt. Deshalb gab es nach Angaben der Bahn zunächst keine reinen Autozüge. Stattdessen wurden die Wagen mit Eilgüterzügen befördert, die zum Beispiel von Hamburg nach Basel 33 Stunden brauchten. Der Durchbruch kam erst mit dem Wirtschaftswunder. Angesichts eines wachsenden Autobestandes schickte die Bahn 1956 erneut Autoreisezüge auf die Strecke, ein Jahr nach der British Rail und der französischen SNCF.

Obwohl in den Siebzigern immer mehr Deutsche in den Urlaub flogen, ging 1973 mit mehr als 185 500 beförderten Autos mit einem Rekord in die Chronik ein, der erst in den Neunzigern gebrochen wurde. Zugleich stellte auch die Reichsbahn in der DDR das Auto auf die Schiene und brachte den Trabi für 99,50 DDR-Mark von Dresden nach Budapest.

Seit 1996 wird der Autoreisezug nach Angaben von Sprecher Stefan Karpenstein unter dem Namen DB AutoZug als eigenständige Bahn-Tochter geführt. 2004 wurden rund 142 000 Personenwagen mit knapp 500 000 Passagieren befördert. Zum Fuhrpark zählen 164 Autotransporter, 38 Schlaf-, 98 Liege-, 21 Sitz- und 13 Speisewagen, die im Sommer auf 140 Verbindungen unterwegs sind. Die Züge starten nach Frankreich, Italien, Österreich und Kroatien. «Die längste Route führt über 1570 Kilometer von Hamburg nach Narbonne im Süden Frankreichs und ist ein ideales Sprungbrett auf dem Weg nach Spanien», sagt Karpenstein.

Aber der Autoreisezug dient nicht nur zur Überbrückung großer Distanzen. Auch auf kurzen Strecken fährt das Auto auf Schienen, wenn eine Straße als Verbindung fehlt, erklärt Jan Asshauer, Redakteur bei der in Düsseldorf erscheinenden Fachzeitschrift «Eisenbahn-Magazin». So fährt etwa rund 13 000 Mal im Jahr der «Sylt-Shuttle» als rollende Landstraße über den Hindenburgdamm, der die Insel mit dem Festland verbindet. Und in der Schweiz sind Autozüge durch die Tunnel nicht wegzudenken - gerade im Winter, wenn die Passstraßen gesperrt sind.

Bei den Kunden ist die Vorliebe für den Autozug vor allem dann groß, wenn sie mit außergewöhnlicheren Fahrzeugen wie Oldtimern oder Sportwagen auf Reisen gehen. «Für einen Enthusiasten gibt zwar kaum etwas Schöneres als eine Tour mit dem Roadster durch die Toskana», sagt zum Beispiel der Lotus-Elise-Fahrer Paul Entwistle aus Wiesbaden. «Doch die ersten tausend Kilometer hätte ich auf der Autobahn weder meinem Wagen noch meiner Beifahrerin zumuten wollen.»