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Jubiläum Jubiläum: Leichtathletin Heide Rosendahl wird 60

Von Andreas Schirmer 12.02.2007, 15:03

Düsseldorf/dpa. - Als Doppel-Olympiasiegerin von München 1972 wurde sie zum Star und Idol, durchihr langjähriges Engagement zu einem Glücksfall für dieLeichtathletik. «Ich mag die Sportart, für mich sind Wettkämpfe immerwieder ein Erlebnis», sagte Heide Rosendahl, die an diesem Mittwochihren 60. Geburtstag feiert.

Bis heute hat die Ex-Weltrekordlerin und 30-malige deutscheMeisterin nichts an Popularität eingebüßt. «Dazu habe ich nie bewusstetwas beigetragen», sagte sie. «Manchmal ist es mir zu viel gewesen,doch ich konnte damit auch Dinge bewegen und Menschen für etwasbegeistern.» Bewegt hat das in Hückeswagen im Bergischen Landgeborene sportliche Multitalent zuerst eine ganze Nation mit ihrenLeistungen. 1968 überbot sie als erste deutsche Fünfkämpferin mit5129 Zählern die 5000-Punkte-Marke. Bei der Universiade 1971 in Turinstellte sie mit 6,84 Metern einen neuen Weitsprung-Weltrekord auf.

Den ganz großen Auftritt hatte Heide Rosendahl aber ein Jahrspäter in München, wo sie mit ihrem Weitsprung-Triumph zunächst dieerste Goldmedaille für die Olympia-Gastgeber gewann. Im Fünfkampfmusste sie sich mit Silber zufrieden geben, rückte jedoch alsSchlussläuferin der 4 x 100-Meter-Staffel noch einmal spektakulär insRampenlicht, als sie Weltrekordlerin Renate Stecher (DDR) um einenMeter davon und dem Sieg entgegen lief.

Keinen Zweifel lässt Heide Rosendahl daran, dass sie «von ganzemHerzen» eine Mehrkämpferin gewesen ist. «Für nur eine Disziplin binich zu keinem Meeting gefahren», sagte die «Sportlerin des Jahres»von 1970 und 1972, die sich 1966 Bayer 04 Leverkusen anschloss.Kritik übt sie an der Einstellung der gegenwärtigen Athleten-Generation: «Heute hat man bei vielen Sportlern das Gefühl, dass siees nicht gerne machen. Sie kämpfen auf Nebenschauplätzen darum, werdas dickste Auto und die größte Prämie hat.» Positive Ausnahme seiendie deutschen Handball-Weltmeister gewesen. «Die Jungs spielen gerneHandball, die sind gut rüber gekommen», meinte sie.

Nach dem Ende ihrer Karriere hat sich Heide Rosendahl, die mit demehemaligen Bundesliga-Basketballer John Ecker verheiratet ist,ehrenamtlich für den Sport engagiert. Im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) war sie Athletenbeauftragte und von 1997 bis 2001Vizepräsidentin. «Ich glaube, es ganz erfolgreich gemacht zu haben.Auf diesem Weg konnte ich etwas zurückgeben», sagte die offensiveDoping-Gegnerin, die auch heute noch eine Kluft im Verhältnis vonAthleten und Funktionären bemängelt: «Was mir etliche Sorgenbereitet, ist der Graben zwischen Athleten und DLV-Präsidium.»

Machtlos und enttäuscht fühlte sie sich am Ende ihres Einsatzesfür die Olympia-Bewerbung der Rhein-Ruhr-Region für 2012. «Da ging esnicht darum, welche Bewerbung die beste war, da ging es um ganzandere Interessen», sagte Heide Rosendahl. Die Wahl von Leipzig alsdeutscher Bewerber sei politisch motiviert gewesen. Keinen großenEinfluss will sie hingegen auf die sportliche Entwicklung ihresSohnes Danny Ecker nehmen, der im Stabhochsprung zu den Besten derWelt zählt. «Ich freue und leide mit ihm, aber er springt seit fast20 Jahren und macht es allein», meinte Heide Rosendahl, die sichneben allen ehrenamtlichen Verpflichtungen als Geschäftsfrau um ihreFitness-Center in Leverkusen und St. Augustin kümmert.