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Jubiläum Jubiläum: 100 Jahre und noch ein Ziel vor Augen

08.06.2001, 14:22

Bitterfeld/MZ. - 100 Jahre - das sind zwei Weltkriege, die Umsiedlung von Polen, das sind Entbehrungen und Schmerzen. Das sind aber auch viele schöne Stunden im Kreise der Familie, der Kinder, Enkel und Urenkel. Und alle waren sie gekommen um ihrer Mutti, Oma und Uroma zu gratulieren. Geboren wurde Martha Kobusch am 8. Juni 1902 in Elbing bei Danzig. Dort arbeitete sie nach der Schulzeit beim Ortspfarrer, begann Tochter Johanna Kötter den langen Lebensweg ihrer Mutter zu schildern. Die Arbeit habe sehr viel Spaß gemacht und auch sehr viel für den weiteren Lebensweg gegeben. Der Pfarrer war praktisch der zweite Lehrer. Nach der Hochzeit arbeiteten Martha Kobusch und ihr Mann in der Landwirtschaft.

In der Zeit verdiente die Frau nebenbei noch etwas Geld mit Näharbeiten. Ein kleines Siedlungshaus wurde gekauft, um für die Familie ein schönes Heim zu haben. Dann der Zweite Weltkrieg. Wie für viele Andere kam die Umsiedlung. Im Januar 1945 ging es nach Halle zu einer dort lebenden Tante. Der Vater, so Tochter Johanna, arbeitete in der Zeit in der Nähe von Weißenfels bei einem Bauern in der Mühle. Viel verdient wurde nicht, doch für die Familie reichte es allemal. Jahre später verschlug es die Familie nach Bitterfeld. Hier konnte Martha Kobusch ihre erlernten Kochkünste dann in der Schule unter Beweis stellen. Bis zu ihrem 75. Lebensjahr arbeitete sie als Küchenleiterin in der damaligen Otto-Grotewohl-Schule (jetzt Anhaltschule) in Bitterfeld. Mehrere Urkunden und Auszeichnungen sind der Beweis dafür, dass nicht nur die Familie mit dem Essen der Mutter zufrieden war. An eine sehr schöne Geschichte erinnert sich Tochter Johanna noch. Als die Mutter 71 Jahre alt war, hatte man eine Reise in die ehemalige Heimat nach Polen organisiert. Martha Kobusch hat sich dort an vieles erinnert, vieles noch gekannt. Und sie hat sich an "ihren" Fluss gesetzt und geangelt, als wäre sie nie von der Heimat weg. Doch die Heimat ist jetzt hier in Bitterfeld. Die beliebte, rüstige, kleine Frau hat ihren Geburtstag und ihre große Familie genossen.

Sie freut sich immer sehr, dass aus ihren Kinder - drei Jungs und einem Mädchen - etwas geworden ist. Und die kleine Urenkelin Maria Kötter, mit elf Jahren die Jüngste an diesem Tag, ist ihr ganzer Stolz. Sie wohnt in Dresden und singt dort bei den "Dresdener Spatzen". Das alles gab ihr auch die Kraft und den Willen, den 100. Geburtstag zu erreichen. Trotz des Herzschrittmachers, den sie mit 99 Jahren noch implantiert bekam, hat die rüstige Seniorin noch ein Ziel. Sie will einmal die älteste Bürgerin von Sachsen-Anhalt werden.