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Helles, Dunkles

Von Michael Blochwitz 31.08.2005, 09:24

Halle/AHA. - Der riesige Kessel blitzt. Der 3,30 Meterhohe Läuterbottich mit Sudpfanneragt aus der Mitte des Gastraumesbis ganz an die Decke. Seit August hat das HallescheBrauhaus in der Großen Nikolaistraße geöffnet.Es knüpft an eine städtische Tradition an,denn um 1530 wurde eben dort im Auftrage desKämmerers Hans von Schönitz das erste hallescheGasthaus mit Bier- und Weinausschank erbaut.Nach Leerstand und Verfall ist der KühleBrunnen nun zu neuem Leben erweckt worden.

Angeboten werden drei verschiedene Biereaus eigener Herstellung: das klassische SchönitzPilsener, das rassige Albrecht Dunkel undein obergäriges Frisches Hallsch. Letzteres soll„an das bekannte Kölsch“ erinnern, so BraumeisterSiegfried Oppermann. Pro Sud können fünfHektoliter produziert werden. Fünf Mal die Wochewird gebraut.

Im Schad wurde bereits kurz nach der Wendebegonnen, Bier zu brauen. Deswegen darf sichdas Lokal am Reileck auch ganz offiziell „erstehallische Gasthaus Brauerei“ nennen. Wobeies den Besitzern ein Anliegen ist, den Begriff„hallisch“ wieder im Bewusstsein der Hallenserzu verankern. Das untergärige Pils wird mit einemAlkoholgehalt von 4,9 Prozent als Hellesund Dunkles Schad-Bier gebraut. Seit 1994 istmit der Herstellung eines obergärigen Hefeweizens(5,4 Prozent) eine alte Tradition neu belebt worden. Die letzten Hefeweizen in Halle,so ist der Speisekarte zu entnehmen, wurdenEnde des 19. Jahrhunderts in der GaststätteGose gebraut. Zusätzlich finden sich nochverschiedene Saisonbiere im Angebot des bürgerlich-deftigen Gasthauses Schad: Von EndeSeptember bis Anfang Oktober fließt etwamit unglaublichen 6,1 Prozent Alkohol und einerStammwürze von 16,95 Prozent Herbstbockaus dem Zapfhahn.

Im Charivari, dem „Haus der Biere“, stehen 50verschiedene Sorten (von Anokhi aus Indienbis Zipfer aus Österreich) auf der Karte – jedochkein Bier aus eigener Herstellung. Ausder unmittelbaren Region sei hier unbedingtdas Landsberger Bier als sehr bekömmlich erwähnt.Besonders das Schwarze ist wegen derVerwendung dunklen Malzes – aus Kostengründenbei vielen Brauereien oftmals weggelassen– von hoher Qualität. Ein süßer Genuss„vor allem“, so ist jedenfalls dem Etikett zu entnehmen,„für Frauen.“

Womit noch auf folgendes verwiesen werdensoll: Biertrinken macht nicht dick! Was übrigensfür beide Geschlechter gilt. Ein Zusammenhangzwischen Bierkonsum (in Maßen) und Fettleibigkeit(in Massen) ist statistisch nicht nachzuweisen.Im Gegenteil: Abstinenzler sind im allgemeinensogar dicker als Personen, die Alkoholin vernünftigen Mengen trinken. ■

➲ BUCHTIPPGose, Schwarze, Kombinate – Die Biere des Ostens;Brauereien, Braugaststätten, kleine Bierkunde, Geschichteund Geschichten, 222 Seiten, L & H Verlag,11,80 Euro