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gesundheit Psychologische Faktoren, die die männliche Gesundheit beeinflussen

27.02.2024, 12:16
Psychologische Faktoren spielen für die Gesundheit von Männern eine stark unterschätzte Rolle.
Psychologische Faktoren spielen für die Gesundheit von Männern eine stark unterschätzte Rolle. Pixabay ©saniusman89 CC0 Public Domain

Die männliche Gesundheit wird meist mit physischen Aspekten assoziiert. Stress, gesellschaftliche Rollenerwartungen und andere psychologische Faktoren werden dagegen bislang zu wenig berücksichtigt, obwohl sie wesentliche Einflüsse auf die Gesundheit von Männern haben können. Bei psychischen Erkrankungen von Männern besteht stets die Gefahr, dass diese zu spät diagnostiziert werden, was die Behandlung schwieriger macht und die Erfolgsaussichten verringert. Aber auch physische Erkrankungen, wie zum Beispiel Herz-Kreislauf-Probleme, werden durch psychologische Faktoren erheblich beeinflusst. Dieser Artikel zeigt, warum Psyche und physische Medizin nicht vollkommen separat betrachtet werden sollten und was sich insbesondere für Männer zukünftig ändern muss.

Warum psychologische Aspekte bei Männern noch immer zu wenig Berücksichtigung finden

Das traditionelle Männerbild hebt Stärke, Unabhängigkeit und Kontrolle hervor. Aufgrund dieser stereotypen Vorstellung neigen Männer weniger dazu, über psychisches Unwohlsein zu sprechen und sind sich oftmals sogar selbst lange nicht bewusst, dass diesbezüglich Probleme vorliegen.

In unserer Gesellschaft und in unserem Gesundheitssystem herrscht eine starke Tendenz, körperliche Probleme zu priorisieren, was die weniger sichtbaren psychischen Beschwerden in den Hintergrund drängt. Eine fehlende Sensibilisierung und das Ausbleiben adäquater Schulungen des medizinischen Personals im Erkennen entsprechender Faktoren bei Männern verschärft diese Problematik.

Nicht nur bei reinen psychologischen und psychiatrischen Erkrankungen spielt die Psyche eine Rolle. Auch bei „klassischen“ körperlichen Erkrankung gibt es psychologische Faktoren, die Männer keinesfalls unbeachtet lassen sollten:

  • Chronischer Stress steht in Verbindung mit erhöhtem Blutdruck und steigert das Risiko für einen Herzinfarkt.
  • Psychosoziale Belastungen können zu Schlafstörungen führen, die wiederum das Risiko für Übergewicht und Typ-2-Diabetes beeinflussen.
  • Tabakkonsum und erhöhter Alkoholkonsum sind in vielen Fällen Bewältigungsstrategien für psychische Belastungen und Probleme und können Lungen- und Lebererkrankungen verursachen.
  • Versteckte Depressionen können das Immunsystem schwächen und somit die Anfälligkeit für Infektionskrankheiten erhöhen.

Dies sind nur einige Beispiele aus einer langen Reihe von Möglichkeiten, wie die psychische Gesundheit Einfluss auf die körperliche Gesundheit nimmt. Es ist wichtig, diese multifaktorielle Vernetzung zu erkennen und bei Gesundheitsstrategien für Männer zu berücksichtigen. Die Medizin hat in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht. Die sogenannte IoT-Medizin hat es unter anderem geschafft, Insulinpumpen so zu konzipieren, dass sie den Bedarf an Insulin automatisch ermitteln und den Körper optimal versorgen. Es ist an der Zeit, dass eine ähnlich optimale Versorgung auch im psychologischen Bereich erfolgt.

Depressionen: Die Volkskrankheit Nummer 1 ist bei Männern immer noch ein Tabu

Die Prävalenz von Depressionen ist hoch, doch sie bleibt bei Männern immer noch ein Tabuthema. Trotz der Tatsache, dass in den vergangenen Jahren mehr Depressionen diagnostiziert wurden, gibt es insbesondere in der männlichen Bevölkerungsgruppe noch viel zu viele Fälle, bei denen die Diagnose zu spät oder gar nicht gestellt wird. Die gesellschaftliche Erwartung, dass Männer emotional gefestigt und robust sein müssen, unterdrückt weiterhin ihre Bereitschaft, mentale Gesundheitsprobleme zu offenbaren und psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dieses Schweigen und Vermeiden kann zu dramatischen Folgen führen, was sich nicht zuletzt in der Suizidrate zeigt, die bei den Männern signifikant über der von Frauen liegt.

Männliche Depression hat andere Symptome

Bei Männern zeigen sich depressive Symptome oft ganz anders als bei Frauen. Die folgende Liste zeigt einige Beispiele, bei denen viele Menschen nicht zuerst an eine Depression denken:

  • verstärkter Alkohol- und Drogenkonsum als Bewältigungsstrategie für die inneren Probleme
  • risikoreiches Verhalten, wie zum Beispiel rücksichtsloses Fahren oder gefährliche Sportarten
  • aggressives Verhalten und unkontrollierte Wutausbrüche, welche die eigentlichen depressiven Gefühle überdecken
  • übermäßige Beschäftigung mit der Arbeit kann ein Versuch sein, depressive Stimmungen zu ignorieren oder zu kompensieren (Arbeitssucht)
  • sozialer Rückzug und Vernachlässigung von Hobbys und Interessen, die einst Freude bereitet haben
  • körperliche Beschwerden wie Kopf-, Rücken- oder Muskelschmerzen ohne klare medizinische Ursache
  • vermindertes Selbstwertgefühl und ausgeprägte Selbstkritik werden oft hinter einer Fassade von Überlegenheit oder Gleichgültigkeit verborgen
  • Schwierigkeiten sich zu konzentrieren, zu entscheiden oder sich an Dinge zu erinnern

Die Bedeutung von Partnerschaft und Familie

Wer Familienvater ist, ist vielen zusätzlichen Herausforderungen ausgesetzt, die einen erheblichen Einfluss auf die Gesundheit haben können. Gleichzeitig bieten Partnerschaft und Familie eine wichtige Ressource, welche positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann. Ein unterstützendes und verständnisvolles häusliches Umfeld bietet nicht nur einen sicheren Ort zur Entspannung, sondern erleichtert auch den offenen Austausch über Belastungen und Ängste, was zur Prävention von psychischen Problemfaktoren beitragen kann.

Die hohe Verantwortung als Partner oder gar Elternteil kann erheblichen Stress verursachen, insbesondere, wenn die Anforderungen der Arbeit und des häuslichen Umfelds schwer zu vereinbaren sind. Eine gesunde Work-Life-Balance ist daher essenziell, um Überforderung zu vermeiden und das Wohlbefinden zu fördern.

Besserer Zugang zu diskreter fachlicher Beratung und Medikamenten

Männer haben oft Hemmungen, zum Arzt vor Ort zu gehen und mit diesem auch noch explizit über ihre psychischen Belastungen zu sprechen. Die moderne Telemedizin kann dabei helfen, Hemmungen abzubauen und eine diskrete Beratung ermöglichen. „Die Gesundheit sollte nie aufgrund eines hektischen Lebensstils oder Zugangsschwierigkeiten kompromittiert werden“, erklärt David Barnan, CMO des Online-Arzt- und Apothekendienstes DoktorABC. "Telemedizinische Plattformen sorgen dafür, dass fachärztliche Beratung, Diagnose und Behandlung diskret und einfach zugänglich sind. Dies ist besonders wichtig für Krankheiten, die psychischer Natur sind und bei denen Stigmatisierung oder Zeitmangel es schwierig machen, Hilfe zu suchen. Solche Plattformen ergänzen das lokale Gesundheitssystem und schaffen ein Umfeld, in dem Männer bei gesundheitlichen Problemen Unterstützung finden können, ohne sich zu schämen und ohne die professionelle Behandlung aufzuschieben."

Ein Termin beim Arzt ist heutzutage auch online möglich.
Ein Termin beim Arzt ist heutzutage auch online möglich.
Pixabay ©Tumisu CC0 Public Domain

Männer profitieren nachweislich von der Telemedizin

Bereits seit 2012 wird Qualitätssicherung von medizinischen Online-Angeboten gezielt durch den Bundesverband Internetmedizin e.V. gefördert.

Bei moderner Telemedizin geht es nämlich um mehr als nur Bequemlichkeit. In einer Welt, die immer noch mit Stereotypen männlicher Stärke zu kämpfen hat, bietet die anonyme Natur der Telemedizin eine wichtige Plattform für Männer. Diese können offen über die verschiedensten Gesundheitsprobleme sprechen und bei Bedarf Medikamente direkt über die Versandapotheke beziehen. Dank dieser Online-Möglichkeit konsultieren Männer bei Problemen schneller einen Arzt und schieben präventive Gesundheitskontrollen im Schnitt weniger lange auf.