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Fußball-Fanzine Fußball-Fanzine: Freunde fürs Leben

Von Oliver Seifert 30.05.2003, 07:24

Halle/iposa. - Es gibt Sportarten, die sind so eintönig, spannungslos, zeitvergeudend und folglich: überfl üssig, dass sich in ihrem Falle all die Sport-Gutachten hellsichtiger Gesellschaftstheoretiker von Adorno bis Luhmann als richtig herauszustellen scheinen. Ja, Sport ist hier nichts als eine sinnlose Übung, der Bedeutung und Ernst trüglich untergeschoben werden. Ja, wahrscheinlich schulen diese Sportarten (die wir an dieser Stelle großzügig verschweigen) auch den Untertanengeist durch autoritäre Spielregeln.

Es gibt derartige Sportarten. Und es gibt Fußball. Fußball ist natürlich ganz anders, wenigstens aus der Sicht jener, die ihm verfallen sind, und das sind einige. Die Arminia-Bielefeld-Fans Phillipp Köster und Reinaldo Coddou gehören zu diesem Kreis. „Fußball ist unsere größte Leidenschaft“, bekennen sie kühn ohne Rücksicht auf möglichen Beziehungsstress. Beide erstellen seit genau drei Jahren das Fußball-Heft „11 Freunde“. Ein Magazin von Fans für Fans, das ihrer Meinung nach eine Marktlücke schließt. „Wir machen quasi ein Heft, das wir selber gerne lesen würden, und die Reaktion unserer Leser zeigt, dass noch vielen anderen Menschen ein solches Heft gefehlt hat“, so Coddou.

Rund 4000 Abonnenten (bei einer Aufl age von 35000 Exemplaren) vertrauen dem „Magazin für Fußball-Kultur“, das mit dieser Unterzeile vorgibt, an welcher Leserfront gekämpft wird. „11 Freunde“ richtet sich an Fußball-Liebhaber, denen das Magazin „Kicker“ zu nüchtern und „Sport-Bild“ zu prollig sei, wie Coddou es ausdrückt.

Der Fan wird hier noch ernst genommen: Er wird freundlich geduzt. Während die „Konkurrenz“ von Tabellen und Statistiken lebt, will „11 Freunde“ – als Monatsmagazin von vornherein der Aktualität der Spieltage hinterher hinkend – die Geschichten des fußballerischen Drumherums erzählen. Neben seitenlangen Berichten und Foto-Reportagen setzt das einzige überregionale deutsche Fanzine auf eine unverkrampft bunte, nicht ganz ironiefreie Mischung: Rubriken wie „One Hit Wonder“ (über Fußballer, die nur sehr kurze Zeit im Rampenlicht standen) oder „Probetraining“ (mit mehr oder weniger abseitigen Lektüre-Empfehlungen), ein Cartoon, die Kolumne Günter Hetzer und Interviews mit Szene-Musikern wie Such A Surge, die an ihrem Fan-Dasein teilhaben lassen. Im Ganzen etwas unentschieden wirkt die inhaltliche und gestalterische Ausrichtung.

Was darf es sein: Seriöser Sport-Journalismus oder hemmungslos subjektives Gebolze wie bei kleinsten Fanheftchen? Die etwas grau in grau wirkenden „11 Freunde“ dribbeln hier brav durch die Mitte. Seit Februar diesen Jahres wird „11 Freunde“ vom Intro- Verlag, wo auch das gleichnamige Musikmagazin erscheint, herausgegeben. Professionelle Strukturen in Vertrieb und Marketing sollen dem vormaligen Hobby-Team weiter nach oben verhelfen. Ziel: Dritte Kraft hinter „Kicker“ und „Sport-Bild“ zu werden. Köster und Coddou bleiben bis auf weiteres die „11 Freunde“-Spielführer. Sie bekommen jetzt sogar eine kleine Aufwandsentschädigung. Fußball-Leidenschaft kann Sinn machen. Manchmal. Ein bisschen.