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Fußball Fußball: Akzeptanz als ein Geschenk

Von Michael Pietsch 23.12.2007, 19:52

Halle/MZ. - Am Montag feiert in einer Dresdner Wohnung ein Fußballer vom BSV Ammendorf mit seiner dort lebenden Freundin und deren Familie den Heiligabend. Es wird gegessen, getrunken, viel geredet, und sicher gibt es auch Geschenke. Schließlich ist Weihnachten und da ist das normal. In diesem Falle jedoch nicht ganz. Denn: Besagter Kicker, Nabil Daouri, ist Marokkaner und Moslem.

"Weihnachten ist ja kein Fest für Muslime. Wir würdigen an einem anderen Tag die Geburt unseres Propheten Mohammed. Aber was spricht dagegen, mit Menschen zu feiern, denen man sich verbunden fühlt. Mit Geschenken, Stolle und Gänsebraten", sagt der 25-Jährige. Und: "Übrigens heißt Islam übersetzt Frieden. Terror hat nichts mit Glauben zu tun, nur mit Macht." Er schenke anderen Menschen Akzeptanz, lehne Vorurteile ab. Der Nordafrikaner freut sich über einen besonderen Luxus - er hat gleich drei Familien. "Einmal die eigene in meiner Heimatstadt Meknes mit Vater, Mutter und meinen Schwestern Mariam und Jasmin, wo ich vor kurzem erst war. Dann die meiner Freundin Ulrike, die aus Dresden stammt und in Halle Biologie studiert. Und jene, die mich vor vier Jahren aufgenommen hat, die Mannschaft des BSV Ammendorf", sagt der Kicker. Um mit Glanz in den braunen Augen anzufügen: "Die Ammendorfer sind mir ans Herz gewachsen." Dabei verhehlt Daouri nicht, dass es für ihn beim Verbandsligisten zuletzt nicht rund lief. Meist saß der talentierte Fußballer auf der Bank, bekam nur wenig Spielzeit. "Anfangs habe ich sogar geweint. Ich komme mit den starren taktischen Fesseln nicht klar, möchte mehr Freiräume", gibt der Fan von Zinedine Zidane zu.

Aufgeben kommt trotzdem nicht in Frage. Probleme hat Daouri auf seinem bisherigen Weg schon genügend gemeistert. 2002, bis dahin Profi beim marokkanischen Erstligisten CODM Meknes und sogar U 21-Nationalspieler mit Einsätzen gegen Katar und Botswana, kam er nach Deutschland zum Studium der Sportwissenschaften. Sprachschule, Abitur auf Deutsch, das Master-Studium, nebenher die Finanzierung absichernde Jobs etwa als Küchenhilfe, an der Kasse des Thalia-Theaters oder derzeit in der Rechtsanwalts-Kanzlei "HWW" - der kickende Student packt(e) alles mit Bravour. Er spricht mittlerweile ein fast akzentfreies Deutsch.

"Klar wollte ich weiter Fußball spielen. Ein Engagement bei den Amateuren von Eintracht Frankfurt zerschlug sich, schon wegen des Studienplatzes in Halle", so Daouri. Ammendorfs Manager Lutz Schülbe gab ihm dann die Chance, beim BSV zu spielen. "Dafür bin ich ihm sehr dankbar. Ebenso meinen Teamkameraden, die mich akzeptieren. Auch dass ich vor jedem Spiel den Rasen berühre und meinen Gott um Hilfe bitte." Ob der auch Daouris Traum vom Sprung in den höherklassigen Fußball erhört? Eine gute Bühne bekäme Nabil Daouri, wenn er Freitag mit dem BSV beim Hallen-Kick die Qualifikation zum Masters-Turnier des HFC schaffen würde. Dort sind u.a. der 1. FCM, Union Berlin und Borussia Dortmund II am Ball. Einen Weihnachtswunsch hat schließlich auch der junge Marokkaner frei.