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Fußall Fußall: Olaf Glage: «Dem VfB droht der schnelle Ausverkauf»

Von RALF KANDEL 06.11.2009, 17:26

SANGERHAUSEN/MZ. - Spieler, Trainer und Fans kennen sich seit ungezählten Duellen auf dem Rasen oder in der Sporthalle, man ist "unter sich." Doch das ist Geschichte. Mittlerweile tauchen immer wieder "fremde" Gesichter bei den Spielen des VfB auf. Olaf Glage, Stadionleiter beim VfB, schlägt deshalb Alarm: "Dem VfB Sangerhausen droht der Ausverkauf. Immer mehr junge Spieler werden abgeworben", so Glage.

Längst hat sich die gute Nachwuchsarbeit beim VfB Sangerhausen herumgesprochen. Späher aus den Sportschulen oder höherklassigen Vereinen haben ein "Auge" auf die besten Nachwuchs-Akteure geworfen und beobachten sie unter Wettkampfbedingungen. "Selbst vom FC Bayern München war jüngst ein Beobachter beim Stützpunkt-Turnier in Sangerhausen. Der VfB ist aufgrund der hervorragenden Nachwuchsförderung längst eine gute Adresse für andere Vereine", sieht Glage die Entwicklung mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

Verantwortliche von den Sportschulen aus Magdeburg und Halle sind mittlerweile Stammgäste bei den Partien. Sie alle haben ein Ziel: Die talentiertesten Akteure an ihre Sportschulen und Internate zu locken. "Ein rundes Dutzend VfB-Spieler hat konkrete Angebote vom FC Magdeburg und dem HFC. Sie stehen vor der Aufnahme an die Sportschulen. Einige haben das Zeug, es zu packen. Wenn sie alle wechseln, können wir unser Niveau nicht mehr halten", so Glage. Dabei wird das Werben um die Talente immer intensiver. "Selbst an Pascal Hackethal sind sie schon dran, und der ist Jahrgang 2000", fügt er hinzu.

Glage, selbst Trainer beim VfB, befürchtet, dass das Ziel des Vereins, im Nachwuchsfußball Sachsen-Anhalts das Niveau maßgeblich mitzubestimmen, nicht mehr zu verwirklichen ist. Dabei wollen die Sangerhäuser ihren Talenten den "Weg nach ganz oben" natürlich nicht verbauen. "Es wäre ja schön, wenn es einer packt. Dann hätten wir hier ein Vorbild für die ganze Region" so Glage.

Die Realität sieht allerdings anders aus. "Ganz oben", also in der Bundesliga, ist noch keiner angekommen, zurück nach Sangerhausen kehrt aber auch fast kein Akteur. "Die Jungs leben dann im Internat in der Großstadt. Sie finden einen neuen Freundeskreis, kaum ein Spieler will dann hierher zurück", ist Glage angesichts der in den letzten Jahren gesammelten Erfahrungen realistisch. Damit gerät das vom VfB-Präsidium stets verkündete Ziel, in allen Männer-Mannschaften vorrangig auf Talente aus den eigenen Reihen zu setzen, mehr denn je in Gefahr. Noch schnellere Konsequenzen dürfte das Ganze für die Nachwuchs-Teams haben. Titelgewinne, wie sie in den letzten Jahren an der Tagesordnung waren, sind wohl endgültig Geschichte. Selbst der Klassenerhalt in der Verbandsliga, der höchsten Spielklasse Sachsen-Anhalts, scheint über kurz oder lang utopisch.

Dann kommen die Gegner der Nachwuchs-Teams des VfB Sangerhausen nicht mehr aus Halle, Stendal oder Magdeburg, sondern aus Augsdorf, Spergau und Braunsbedra.