Fecht-EM Fecht-EM: Degendamen trotz sechstem Platz nicht entmutigt
Legnano/SID. - Auf den ersten Blick gehörten die deutschen Vorzeigefechterinnen zu den Geschlagenen: Bei Olympiasiegerin Britta Heidemann konnte man die Schmerzen durch einen blockierten Nackenwirbel förmlich mitfühlen, Imke Duplitzer ächzte mit hochrotem Kopf in der Hitze des Glutofens von Legnano. Selbst der Eisbeutel, den sich die zweimalige Europameisterin zwischen ihren Gefechten immer wieder an den Kopf hielt, brachte keine spürbare Linderung. Doch der Eindruck täuschte.
Auf dem Weg zur erhofften Olympiamedaille bei den Sommerspielen in London lassen sich die deutschen Degenfechterinnen weder von Schmerzen, noch von Hitze oder Platz sechs bei der ungeliebten EM in der Nähe von Mailand verunsichern. Dass die deutschen Degendamen, früher sichere Medaillenkandidatinnen, zum dritten Mal in Folge bei einem Großereignis nicht auf dem Podest standen - auch egal. „Das hier ist nicht wichtig. Am 30. Juli und am 4. August wird es wichtig“, sagte Duplitzer dem SID.
Dann nämlich geht es für die Degenfechterinnen um olympisches Edelmetall. „Wir sind definitiv noch nicht im Zenit unserer Leistungsfähigkeit“, sagte die Bonnerin, die zwei Tage vor dem ersten Wettbewerb 37 Jahre alt wird: „Das war hier sicherlich kein großes Tennis. Doch wichtig ist, dass wir unsere Fehler analysieren und daran arbeiten. Es muss sich jeder quälen, und wir müssen zusammenhalten.“ Beides taten die Degenfechterinnen.
Heidemann startete trotz Rückenproblemen, doch ihr Einsatz bei der Viertelfinal-Niederlage gegen Estland war dann möglicherweise des Guten zuviel. Anschließend musste sie pausieren. „Ich konnte mir nicht mal mehr die Maske aufsetzen“, sagte die Peking-Siegerin von 2008. Auch Duplitzer trat trotz gerade überstandener dreiwöchiger Krankheitspause bei Temperaturen von weit über 30 Grad Celsius in der „finnischen Sauna“ an. Selbst der in der Vergangenheit oft fehlende Zusammenhalt im Team war im Angesicht des möglicherweise letzten großen Ziels in Legnano deutlich zu spüren. Nach dem Viertelfinal-Aus fachsimpelten Heidemann und Duplitzer, die beiden Gegenpole im deutschen Team, sachlich und angeregt miteinander. Eine Situation, die in den zurückliegenden Jahren nicht selten undenkbar schien. Sicherlich auch eine Konsequenz der fast verpassten Olympia-Qualifikation.
Nach einem nervenaufreibenden Jahr voller Rückschläge hatte das Team erst im buchstäblich allerletzten Moment das London-Ticket gelöst, was für das Zusammengehörigkeitsgefühl anscheinend durchaus förderlich war. „Die Qualifikation war ein riesiger Befreiungsschlag für uns alle“, sagte Heidemann dem SID: „Das hast uns allen nochmal richtig Motivation gegeben.“ Und außerdem kann das deutsche Quartett in London womöglich noch einen anderen Trumpf aus dem Ärmel zaubern. Monika Sozanska gewann in Legnano mit Platz drei ihre erste Einzelmedaille bei einem großen Wettbewerb. Nach einem Sieg im Viertelfinale gegen Heidemann.