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Erlebniszentrum für weltgrößten Kaltwasser-Geysir

Von Christian Kirstges 28.05.2009, 07:32

Andernach/dpa. - Andernach ­ Wie funktioniert der höchste Kaltwasser-Geysir der Welt? Von Freitag (29. Mai) an beantwortet ein neues Erlebniszentrum in den Andernacher Rheinauen diese Frage.

Es schickt die Besucher auf die Reise eines CO2-Moleküls, von seiner Entstehung bis zur Eruption des Geysirs. Die Stadt Andernach rechnet künftig mit jährlich rund 100 000 Touristen am Naturschauspiel, bei dem eine Wasserfontäne bis zu 60 Meter in die Höhe schießt. Von Samstag (30. Mai) an kann sich dann auch die Öffentlichkeit ein Bild von dem Inneren des Neubaus machen.

Vor mehr als 100 Jahren hatten Andernacher auf der Rhein-Halbinsel Namedyer Werth aufsteigende Gasblasen entdeckt. Nach einer Bohrung gab es in regelmäßigen Abständen die hochspritzenden Wasserfontänen zu bewundern. Aus einem Magma-Herd im Untergrund drang ständig Kohlensäure durch Gesteinsspalten nach oben und gelangte in das Bohrloch. Dieses füllte sich mit Grundwasser, bis der wachsende Druck der aufsteigenden Kohlensäure das Wasser in die Höhe schleuderte. Der Bau einer nahen Bundesstraße machte dem Sprudel jedoch 1957 den Garaus - er sprang nicht mehr. Erst 2001 wurde an einer anderen Stelle wieder gebohrt und der Geysir so reaktiviert, aber vorerst mit einem Schieber im Zaum gehalten.

Bereits in den vergangenen drei Jahren lud die Stadt Andernach zum «Geysir-Sommer». Dabei machten sich Einheimische und Touristen von den Andernacher Rheinanlagen aus mit einem Schiff auf den Weg zum Namedyer Werth, um dort den wiederbelebten Sprudel hautnah zu erleben. Unvorsichtige wurden nass. Neu ist nun, dass die kirchturmhohe Fontäne nicht mehr nur im Sommer, sondern von März bis Oktober bestaunt werden kann. Und: Vor jeder Schifffahrt zum Geysir steht jetzt ein Rundgang durch das neue Erlebniszentrum an Andernachs Rheinufer auf dem Programm.

Keineswegs ist es ein langweiliges Museum mit noch langweiligeren Schautafeln. Vielmehr wirkt es schon von außen spektakulär ­ und hat deshalb bereits für Diskussionen gesorgt. An der Vorderseite ist das Erlebniszentrum fast fensterlos, sieht aus wie ein großer Stein und wirkt dazu wie gespalten. In der Mitte durchzieht eine Art Riss aus Glas den Bau: Er soll die Natur und die dort wirkenden Kräfte symbolisieren. Für viele Bürger lag der Vergleich mit einem Klotz jedoch näher, der nicht in die Reihe von Hotels und Restaurants passe. Seitdem das Gebäude aber mit Natursteinen verkleidet worden ist, sind die Kritiker leiser geworden.

Im Innern beginnt eine interaktive Reise zu den Ursprüngen des Geysirs, also tief in die Erde. Weil die Konstruktion eines riesigen Kellers allerdings an der oft vom Rhein-Hochwasser betroffenen Rheinpromenade nicht ratsam gewesen wäre, wird die Fahrt in die Tiefe nur täuschend echt simuliert. Dabei geht es mit einem Aufzug, der wie in einem Bergwerk gestaltet ist und auch so rattert, tatsächlich vielmehr nach oben. Dort können die Besucher etwa ausprobieren, wie viel Muskelkraft nötig ist, um Wasser in die Höhe zu bewegen. Oder fühlen, wie warm es im Erdinnern ist. Oder erfahren, welche Anstrengung nötig war, um den einst zugeschütteten Geysir wieder neu zu beleben. Und zum Schluss auf der Dachterrasse den wunderschönen Blick über den Rhein genießen.

Weitere Infos: www.geysir-andernach.de (dpa)