1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Eishockey: Eishockey: Frankfurt Lions verabschieden sich aus der DEL

Eishockey Eishockey: Frankfurt Lions verabschieden sich aus der DEL

Von Jochen Winkel 05.07.2010, 14:38

Frankfurt/Main/dpa. - Seit 12.48 Uhr am Montagstehen für den Club die Uhren still. Fünf Tage nach dem Lizenzentzugmit sofortiger Wirkung durch die DEL erklärte Lions-Boss SiggiSchneider am Montag auf einer Pressekonferenz, dass es keine Zukunftmehr für den mit rund 4,4 Millionen Verbindlichkeiten belasteten Clubgebe. Am Mittwoch wird das Insolvenzverfahren von Verwalter FabioAlgeri eröffnet.

«Wir lehnen den Gang vor das Schiedsgericht ab. Das brächte unsvielleicht die Lizenz, die 600 000 Euro Altschulden könnten wir nochwegkriegen. Aber in die neue Saison müsste auch noch mal investiertwerden ­ und das leider nur wieder aus privaten Quellen. Dazu bin ichund meine drei Mitstreiter in der Gesellschaft nicht mehr bereit»,erklärte Schneider das Aus des 1991 gegründeten Clubs am Main.

Am 28. Mai hatten die Lions beim Frankfurter Amtsgericht drohendeZahlungsunfähigkeit angemeldet. Weder die Stadt Frankfurt nochprivate Geldgeber seien bereit, entsprechende finanzielleUnterstützung für den diesjährigen Vizemeister der Vorrunde zuleisten, hatte Schneider beklagt. «Wir haben schon rund 4,4 Millionenin den Verein gepumpt, jetzt kämen noch einmal rund 800 000 Euro fürNeuinvestitionen dazu», ergänzte Schneider.

«Ich bin tief enttäuscht von der Stadt als Wirtschaftsfaktor. Esgab keine einzige Firma, die uns auch nur einen sechsstelligen Betragnach dem Bekanntwerden unserer Probleme zur Verfügung gestellt hat.Und das in einer Sportstadt. Wenn ich von den Altschulden und demgeringen Interesse der Frankfurter Wirtschaft am Eishockey von Beginnan gewusst hätte, wäre ich niemals angetreten», erklärte derUnternehmer.

Die Hilfe der Stadtväter sei «einfach zu spät und nicht inausreichendem Maße, wie uns auch in der DEL signalisiert wurde»,betonte der Boss, der selber mit hohen Summen in Vorlage getretenwar. «Wir waren schon vor 18 Monaten im Römer vorstellig geworden ­aber erst vor wenigen Wochen wurde dort reagiert», kritisierteSchneider und verwies auf Hilfen des Fußball-Zweitligisten FSVFrankfurt, der nahe der Eishalle nur gut halb so viele Fans anlockt.

Schneider nannte als Hauptgrund für das finanzielle Absinken derLions die marode und veraltete Eishalle. «Katastrophale Zustände umdas Stadion. Keine VIP-Lounge, viel zu wenige Sponsoren und dastotale Desinteresse der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten. Daswar ein Teufelskreis, aus dem es kein Entrinnen gibt.»

Wie es in Frankfurt weitergeht, blieb völlig offen. Auch diegerade intensivierte Nachwuchsarbeit unter Erich Kühnhackl droht wiedas viertklassige Nachwuchsteam der Young Lions den «Bach hinunter»zu gehen. «Ich werde versuchen, ihnen irgendwie zu helfen. Aber diehingen ja auch an unserem finanziellen Tropf», sagte Schneider.

Er wies auch auf die finanziellen Auswirkungen für die Stadt(keine Rückzahlung der Altschulden, keine Hallen ­ undParkplatzmiete, keine Gewerbesteuer) sowie die sozialen Folgen fürviele arbeitslose Beschäftigten wie Spieler, Trainer, und Mitarbeiterder Geschäftsstelle hin.