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Ein Alphorn, das im Fläming tönt

Von Alexander Boos 09.10.2006, 15:29

Hundeluft/MZ. - "Das letzte Konzert in dieser Kirche, im Mai mit zahlreichen Protagonisten und einem unglaublichen Zuschauerstrom, können wir heute nicht noch überbieten", sagte ein schmunzelnder Thomas Kunath eingangs. Der Leiter des nunmehr 26. traditionellen Hundelufter Kirchenkonzertes fasste den musikalischen Höhepunkt in einen kleinen Rahmen, da fast ausnahmslos seine eigenen Schülerinnen und Schüler musizierten.

Mit einer auf der Orgel vorgetragenen Fuge von Johann Sebastian Bach eröffnete der ehemalige Leiter der Musikschule Dessau, Dr. Kunath, das Konzert. Als Karoline Andrä zum Spiel auf der Blockflöte ansetzte, wurde es still auf den Bänken im gefüllten Gotteshaus. Gemeinsam mit dem Organisten intonierte sie zunächst das bedächtig-melancholische "Andante", während hingegen das folgende "Vivace" lebhafter und heiterer wirkte. Beide Stücke stammen von Georg Philipp Telemann.

Ungewöhnliche Klänge erlebte die Dorfkirche, als der Raguhner Musiker Fred Scheiter gemeinsam mit Organist Kunath die "Messe für Alphorn und Orgel" von Hans-Jürg Sommer vortrug. Scheiter, der "nördlichste Alphornbläser Deutschlands", beherrschte sein Instrument hervorragend, und die religiös inspirierte Messe erfüllte die Barockkirche mit ehrwürdigem Klang. Ebenso überzeugten die Nachwuchsorganisten Sophie Antal (19) und Peter Ullmann (16) anschließend mit Orgelchorälen.

Passend zur Jahreszeit intonierten Alphornbläser und Orgelspieler hernach den "Erntedank-Sonntag". Wieder erklang die seltene Instrumentalmischung mit ihrem eigenwilligen Klangcharakter. "Ja, das war schon eine besondere Ausrichtung mit dem Alphorn und der Orgel heute", kommentierte Pfarrer Jörg Natho.

Das Dessauer musikschuleigene Fagott-Trio mit Karoline Andrä, Johannes Wagner und Laura Peine rechtfertigte seine gute Platzierung im "Jugend-musiziert"-Wettbewerb 2005 mit dem Vortrag einer erfrischenden Komposition namens "Polonaise" aus dem 19. Jahrhundert von Johann Caspar Kummer. Im Bläserquintett der Musikschule debütierte an diesem Tag Martin Göring. Der Klarinettespieler brachte mit seinen Quintettkollegen eine zauberhaft, verträumt klingende Komposition von Franz Anton Rosetti zu Gehör. Auch das Bläserquintett kann auf gutes Abschneiden bei "Jugend musiziert" verweisen.

Temperamentvoll wurde es, als Organist und Konzertleiter Kunath zum "Bolèro de concert" ansetzte, einem spanisch angehauchten Werk. Ebenso rhythmisch erwiesen sich die vorgetragenen Stücke aus der jüdischen Volksmusik Klezmers. Schnelle Lieder standen hier schwerfälligen, traurigen Kompositionen gegenüber und gaben Einblicke in die Musikwelt eines anderen Kulturkreises. Tosender Applaus wurde zum Abschluss gespendet.

Das Hundelufter Konzert war in gewisser Weise auch kultureller Rahmen für ein weiteres dorfgeschichtliches Ereignis, welches sich an diesem Sonntag ereignete. Die Kirche St. Bonifatius wurde im Anschluss in die Kirchenstiftung "Entschlossene Kirchen" aufgenommen. "Ich habe mich stark für die Aufnahme dieser Kirche eingesetzt. Denn die Hundelufter Kirche entspricht dem Ideal eines evangelischen Kirchenbaus", begründete Kunsthistorikerin Sonja Hahn, Vorsitzende der Stiftung, die Aufnahme. Mit der offiziellen Übergabe einer Urkunde durch Frau Hahn an Kirchengemeindemitglied Hans-Dieter Zander wurde die Aufnahme amtlich vollzogen.

"Mit touristisch interessanter Lage, den Konzerten und anderen kulturellen Aktivitäten war und ist die Hundelufter Kirche bereits offen. Deshalb war die Aufnahme in die Stiftung richtig und wird in Zukunft Früchte tragen", befand Pfarrer Natho. Dessen Epiphanias-Gemeinde umfasst die Orte Weiden, Grochewitz, Serno, Stackelitz und Hundeluft. Die 3 000 Euro Stiftungsbeitrag trug die Kirchengemeinde selbst.

Die Hundelufter Barockkirche steht ab sofort jedes Wochenende offen. Ab Sommer 2007 ist dann die tägliche Öffnung geplant. Weitere Informationen bei Pfarrer Jörg Natho telefonisch unter: 03 49 07 / 20 417 oder per E-Mail [email protected] zu erfragen.