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Die Welt zwischen Mann und Frau

Von Theresa Pfeifer 19.01.2006, 17:27

Gräfenhainichen/MZ. - Es hat den Anschein, als spreche sie aus Erfahrung. Und es ist auch so. Spätestens als sie die Anekdoten über ihren Ehemann Wilhelm Penndorf auspackt und ihr Publikum - Männer sind an diesem Abend ganz und gar in der Minderheit - nicht nur zum Lachen bringt, sondern auch zustimmendes Kopfnicken erntet. Sie redet so mancher Frau aus der Seele. Das steht fest. Nein, das Ziel von Gisela Steineckert ist es nicht, sich lustig zu machen. Weder über den Mann noch die Frau. Auch nicht über die Gesellschaft im Ganzen. Doch sie zeigt die kleinen (und großen) Schwächen auf.

Satire hilft ihr dabei. Viele ihrer Gedanken sind in Gedichten verpackt - zu finden in ihrem neuesten Buch "... und mittendrin das dumme Herz". Steineckert witzelt über die Laster, von denen sie sich selbst nicht distanziert. Sie lästert über die weibliche Kunst "sich die Beine abzulaufen, auch wenn sie auf der Stelle tritt". Sie zieht freundlich über die männliche Gewohnheit her, niemanden etwas richtig machen zu lassen.

Die Berlinerin versucht eine Erklärung der geschlechterspezifischen Logik und macht es auf so sympathische Weise, dass niemand ihr böse sein könnte. Auch nicht ihr Gatte, mit dem sie seit 33 Jahren verheiratet ist und in den sie nach eigener Auskunft "immer noch verliebt" sei.

Am Rande der Lesung verrät Gisela Steineckert, was sie derzeit beruflich beschäftigt. Eigentlich könnte die 74-Jährige, längst den wohlverdienten Ruhestand genießen. Doch das ist nicht ihre Sache. Sie schreibt weiter. Aktuell arbeitet sie an ihrem 45. Buch, das den Titel trägt "Alt genug, um jung zu bleiben". Sie bereitet künstlerische Projekte vor - beispielsweise mit Veronika Fischer.

Steineckert engagiert sich zudem im Demokratischen Frauenverband Deutschlands, fungiert dort als Ehrenvorsitzende und sagt: "Die Arbeit mit den Frauen ist mir sehr wichtig." Bedeutend ist für sie auch die Nähe zu ihren Anhängern. In Gräfenhainichen sind es über 50 Leute, die der Schriftstellerin Wort für Wort folgen und manchmal so herzlich lachen, dass es ihnen die Tränen in die Augen treibt. So hat es sich Gisela Steineckert sicher gewünscht, als sie, wie sie gesteht, eine halbe Stunde vor Beginn ihr Programm festlegt. Auch sie genießt das (zu) kurze Gastspiel. Wenn es nach ihr ginge, würde der Abend bis zum Morgen reichen.