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Die Drachen besiegen

Von Paul Barz 18.03.2009, 23:15

Hamburg/dpa. - Amelie Kiefer stand vor dem Spiegel, rasierte sich die Haare ab und hatte ihren Spaß: «Alle waren an diesem Drehtag unglaublich nett und rücksichtsvoll zu mir! Obwohl mir das selbst gar nicht so viel ausmachte.»

Die Szene selbst war weniger spaßig: Mit dieser Geste bekennt sich im ARD-Film «Die Drachen besiegen» eine Krebskranke trotzig zu ihrer Krankheit. Sie will kein billiges Mitleid, ist kein sanftes Opferlamm, sondern eine lebenslustige junge Frau, die raus will aus dem heimatlichen Dorf, um draußen in der Welt eine schöne Karriere als Musikerin zu machen. Der Film, ursprünglich für diesen Mittwoch vorgesehen, wird jetzt wegen einer Fußballübertragung erst am Donnerstag (20.15 Uhr) ausgestrahlt.

Amelie Kiefer, 21 Jahre alt, spielt diese Anna in dem von Franziska Buch nach einem Skript von Rodica Döhnert inszenierten Film. Die Thematik ist ebenso heikel wie aktuell: Zur Rettung der an Leukämie erkrankten Anna braucht man eine Knochenmarkspende, aber keiner der bisherigen möglichen Spender kommt infrage. Die Suche geht international weiter.

Zugleich bietet sich eine andere Methode: die PID, Abkürzung für Präimplantationsdiagnostik, bei der nach einer künstlichen Befruchtung derjenige Embryo ausgewählt werden kann, dessen Rückenmark möglicherweise die Rettung bringt. Dieser wird dann von der Mutter ausgetragen. Aus Spanien und England wurden erste Erfolge dieser Methode gemeldet. Im vergangenen Jahr wurde in Spanien ein Kind geboren, das als Knochenmarkspender für seinen kranken Bruder geeignet ist. In England wählten die Eltern aus elf künstlich gezeugten Embryonen den einen aus, dem das Brustkrebsgen fehlt. Das Kind wurde Anfang dieses Jahres geboren.

In Deutschland ist dieses Verfahren verboten und speziell die katholische Kirche lehnt es strikt ab. So entsteht ein großer Konflikt für Annas Eltern, die im erzkatholischen oberbayerischen Milieu einen kleinen, schlecht gehenden Gasthof betreiben. Die Mutter ist sofort zur künstlichen Befruchtung bereit und ihre Darstellerin Gabriela Maria Schmeide, selbst Mutter einer Tochter, findet das richtig so: «Eine Mutter lässt sich doch selbst mit dem Teufel ein, wenn es darum geht, ihr krankes Kind zu retten.»

Der Vater (Michael Fitz) ruht hingegen fest in seiner konservativ katholischen Gläubigkeit. Der Konflikt beginnt. Und andere Konflikte kommen hinzu: Die Kosten der nur im Ausland - hier in Tschechien - möglichen PID wäre der endgültige materielle Ruin, die Geschwister melden sich zu Wort: «Immer dreht sich alles nur um dich, Anna!» Und Amelie Kiefer findet an diesem Film gut, «dass es nicht nur um die eine Thematik geht, den Krebs, sondern dass auch andere Konflikte, die durch den Krebsfall aufkommen und uns alle etwas angehen, behandelt werden.» Nicht zuletzt, wie ein Kranker keineswegs nur rührend und Mitleid erregend, sondern auch biestig und böse werden kann. Die Schauspielerin: «Ich habe ganz bewusst keine sich selbst bemitleidende Kranke dargestellt.» Sie war als Marie auch mal kräftig unsympathisch. Und hatte ihren Spaß daran.